Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Der wunderschöne Blick von einem Denkmal zum anderen direkt im historischen Ortskern, muss unbedingt erhalten bleiben und darf in keiner Weise durch Neubauvorhaben beeinträchtigt oder gemindert werden! Das ist ein geschütztes allgemeines Kulturgut und darf nicht durch die Investitionsinteressen einzelner zerstört werden
Blickpunkt Nottuln
Dieses kleine Wohn- und Geschäftshaus soll durch ein massives Neubauprojekt mit 14 Wohneinheiten nebst Tiefgarage mit 15 Stellplätzen ersetzt werden
Blickpunkt Nottuln
Letztendlich wird die Entscheidung heißen: Belebung des historischen Ortskerns durch Erweiterung der kulturellen Angebote, wozu auch das neue Café in der Alten Amtmannei endlich den Weg ebnet oder Einrichtung eines Schlafdorfkerns
Blickpunkt Nottuln
Im kommunalen Kulturzentrum der Alten Amtmannei soll demnächst ein neues Cafe eingerichtet werden, das die Gäste über den Normalbetrieb hinaus bei Veranstaltungen (auch in den Abendstunden) gastronomisch versorgen wird. Die Bürger Nottulns freuen sich schon darauf, denn dadurch wird der Historische Dorfkern endlich wieder mehr belebt werden

"Kosmetik" am korpulenten Neubau

Massives Neubauprojekt Stiftsstr. 5 weist kaum Veränderungen auf

Das wird bereits dadurch deutlich, dass es gegenüber den bisherigen Planungen, nur 33 qm Wohnfläche weniger gibt. Es verbleibt eine Wohnfläche von sage und schreibe 1417 qmDas würde eine Vergrößerung der jetzigen Wohn- und Geschäftsfläche um das 6 bis 7-fache bedeuten! Und die soll ausschließlich zum Wohnen mitten im historischen, geschäftlichen Ortskern genutzt werden (Das dort noch stehende Wohn- und Geschäftshaus weist geschätzt eine Wohn- und Geschäftsfläche von rund 200 - 230 qm auf. Hintenan befindet sich noch ein eingeschossiger Anbau, in dem angeblich ein kleines Schwimmbad genutzt wurde).

Geplant sind bei dem Neubauprojekt zwei Gebäude, das vorne an der Stiftsstraße liegende 13,36 Meter tief, das dahinter liegende 18,49 Meter tief, die durch ein eingeschossiges Flachdachgebäude mit Dachterrasse und einer Breite von 5,57 Meter verbunden sind. Die Gesamtlänge am Kastanienplatz beträgt 37,42 Meter, die Breite des vorderen Gebäudes an der Stiftsstraße 17,36 Meter.
Der Gebäudekomplex wirkt aufgrund des steilen Daches (45 Grad, 1,84 Meter Kniestock im obersten Wohngeschoss mit direkt darauf liegender Dachgaube) fast dreigeschossig, welches die Schnittzeichnungen ebenfalls unterstützen. Die Wohnungen befinden sich auf drei Etagen (KG, EG, 1. OG., 2. OG), darüber der Spitzboden mit Emporen und größtenteils Abstellböden für die Wohnungen. Der Keller bleibt einer Tiefgarage mit 15 Stellplätzen und Fahrradabstellplätzen vorbehalten. Die Zufahrt erfolgt über die Stiftsstraße. 
Näheres über das geplante Neubauprojekt können Sie erfahren unter: 
https://www.nottuln.de/sessionnet/sessionnetbi/si0057.php?__ksinr=2964 . Dort sind von der Verwaltung der Gemeinde Nottuln umfangreiche Bauunterlagen zu diesem Neubauprojekt eingestellt worden.

Erhaltung des jetzigen offenen Sichtfensters von der Alten Amtmannei zur Stiftskirche St. Martinus
Wie bereits erwähnt, weisen die neuen Planungen jetzt ein "Guckloch" von 5,57 Meter Breite über dem verbindenden Flachdachgebäudeteil (darauf eine Terrasse mit Pergola) aus, durch das ein Teil des Kirchturmes von St. Martinus sichtbar werden soll. Was uns wundert, warum der Architekt bei der Vorlage von so umfangreichen Plänen keine maßstabsgerechte, aussagekräftige und realistische Zeichnung oder Animation vorgelegt hat, aus der eindeutig hervorgeht, was denn nach dem geplanten Bauwerk durch dieses Guckloch von der Kirche im Vergleich zur jetzigen Situation (siehe Fotografie) wirklich noch zu sehen sein wird. Eine Ansicht-Skizze ist eben nur eine Skizze, eher ungenau.
Das wäre übrigens gegenüber dem Ausschuss für Planen und Bauen in ihrer Arbeitssitzung am 14. Nov. 2023, dessen Mitglieder sich ein Urteil über die Ausmaße des Neubauprojektes und seine Folgen bilden sollen, durchaus angemessen gewesen. Sinnvoll wäre es dann auch, diese, wie bereits die anderen Bauunterlagen ins Internetportal der Gemeinde Nottuln unter dem Button "Politik Digital" einstellen zu lassen, damit sich fast jeder Bürger ebenfalls ein Bild hiervon hätte machen können.

Übrigens sind jetzt vom Standort Joseph-Moehlen-Platz, direkt vor der Alten Amtmannei,  die Apsis, das Langhaus und der Kirchturm von St. Martinus zu sehen (siehe Fotografie mit Sichtfenster) und nicht nur der Kirchturm.

Nutzung der 15 Tiefgaragenstellplätze und der Stellplätze auf dem Kastanienplatz
Schon jetzt ist absehbar, dass die zukünftigen Bewohner der 14 Wohneinheiten und auch ihre Besucher die Parkplätze auf dem Kastanienplatz nutzen werden, es kann Ihnen ja keiner verbieten! Außerdem, wo bleiben denn die Zweitwagen der Bewohner von 14 Wohnungen und davon wird es bestimmt einige geben. Überdies sind die dortigen Parkplätze mitten im Ortskern schon jetzt stark ausgelastet und reichen sehr oft nicht aus.
Durch die Einrichtung des neuen Cafés im kommunalen Kulturzentrum der Alten Amtmannei, das nun wirklich zur Belebung des Dorfkerns beitragen und in Nottuln allgemein begrüßt wird, werden die begrenzten Parkplätze auf dem Kastanienplatz natürlich eine zusätzliche Belegung erfahren. Und das nicht nur tagsüber, sondern auch in den Abendstunden, denn die Alte Amtmannei wird dann kulturell viel öfters genutzt werden, als jetzt, was im Gegensatz zu so einem massiven Wohnblock auch wieder zur Belebung des historischen Ortskerns beitragen wird. Die wenigen Parkplätze stellen ohnehin schon jetzt ein Problem im historischen Ortskern dar, insbesondere bei Veranstaltungen, was durch so eine große Wohnanlage natürlich beträchtlich verschärft wird.

Zusammenfassung
Die Gemeindeverwaltung und die Politiker sollten sich keinesfalls nur auf die Stellungnahme des Baukulturbeirates verlassen oder zurückziehen. Denn zusammenfassend ist - vom Denkmalschutz einmal ganz abgesehen - unseres Erachtens mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten, dass so ein reiner massiver Wohnblock direkt im historischen, geschäftlichen Ortskern aufgrund der voraussehbaren, genannten Auswirkungen nicht zur Belebung des Ortskerns beiträgt, sondern eher behindert wirkt und somit auch nicht in das Dorfentwicklungskonzept der Gemeinde Nottuln passt. Zudem wird jetzt eine präjudizierende zukunftsweisende Entscheidung für künftig ähnliche oder gleichgelagerte Neubauprojekte, die demnächst definitiv im historischen Ortskern zu erwarten sind, vom Bürgermeister und den Ratsmitgliedern getroffen. Und denen würde mit einer positiven Entscheidung dieses Neubauprojektes Tür und Tor geöffnet, denn es gilt juristisch gesehen, erst einmal der Gleichbehandlungsgrundsatz. Dann wird es weitere Antragsteller geben, die solche Neubauprojekte in Nottuln durchsetzen und realisieren wollen. Investoren für solch lohnende Projekte gibt es genug.

Wir hoffen nur, dass die Gemeindeverwaltung Nottuln alle ihre juristischen Möglichkeiten gemäß dem Baugesetzbuch, dieses Bauvorhaben bei der Kreisverwaltung zu stoppen (wir berichteten darüber) rechtzeitig wahrnimmt. Schließlich geht es auch um die überregionale historische Bedeutung eines von Johann Conrad Schlaun und seiner Baukunst geprägten Dorfes im Münsterland, seinesgleichen ist hier wohl kaum wiederzufinden.

Die Politik, der Bürgermeister und die Gemeindeverwaltung befinden sich hier letztendlich an einem Scheideweg zwischen der "Belebung des historischen bedeutsamen Ortskerns von Nottuln oder der Einrichtung eines Schlafdorfkerns!" Und das müsste eigentlich auch dem Architekten und Geschäftsführer der antragstellenden Bauträgergesellschaft, die gleichzeitig Bauherr ist, bewusst sein, zumal er Ratsmitglied, Fraktionsvorsitzender und Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Gemeinderat Nottuln ist.

Persönlicher Appell: "Im Historischen Ortskern schlägt das Herz von Nottuln"
Wir haben Ihnen hiermit aus unserer Sicht das massive Wohnbauprojekt mit 14 Wohnungen und Tiefgarage vorgestellt. Entscheiden werden über das "Gemeindliche Einvernehmen" (ein Bebauungsplan gibt es nicht) mit allen Folgen letztendlich der Bürgermeister und die Ratsmitglieder. Es ist tatsächlich eine Entscheidung, von deren Folgen ggf. nicht nur die dort wohnenden Anlieger betroffen sein werden, deren Grundstücke und Wohnungen u. a. verschatten.
Nein, letztendlich trifft diese Entscheidung auch uns, denn der historische Ortskern gehört allen Nottulner Bürgern: "Hier schlägt das Herz von Nottuln!" Damit es hier weiter schlägt, müssen wir die historisch gewachsene Identität von Nottuln lebendig erhalten und nicht zerstören. Nur dann kann das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Nottulner Bürger weiter bestehen bleiben und wachsen.
Schließlich ist doch gerade der Historische Ortskern von Nottuln ein "Starkes Stück Heimat für uns alle" und das soll er bleiben.

Mit besten Grüßen 

Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard

Aktualisiert und ergänzt am 21.11.2023