Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Allgemeines Entsetzen und Unverständnis herrschte unter vielen Bürgern, nachdem dieser vierarmige Baum durch die Gemeindeverwaltung gefällt wurde. Kleine Protestplakate wurden angebracht zum Beispiel: "Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot". Auf der entgegengesetzten Ecke des Sportplatzes wurde eine japanische Zierkirsche, die im Frühjahr herrlich blühte und den Bienen und Hummeln als Nahrungsquelle diente, unnötigerweise abgeholzt. Das ist auch heut noch deutlich zu sehen, der neue Zaun wurde ein Meter davor gesetzt!
Blickpunkt Nottuln
Eine circa 150 m lange Wildhecke aus unterschiedlichen Sträuchern wurde wegen der Zaunerrichtung komplett gerodet
Blickpunkt Nottuln
Mit gutem Beispiel ging der Betreiber de St. Elisabethstiftes die Christophorus-Gesellschaft voran, die im letzten Jahr einen sehr langen Zaun direkt an der bestehender Wildhecke, ein sehr wertvolles Biotop, errichten ließ, ohne Sträucher zu entfernen
Blickpunkt Nottuln
Auch hier wurde eine Rotbuchenhecke trotz Zaunerrichtung stehen gelassen. Mittlerweile ist sie durch den Zaun gewachsen und verdeckt ihn fast und das ist gut so

Naturschutz ist immer auch Klimaschutz

Mein Freund, der Baum - Teil 3

Seit Jahren wird der Unmut und Protest in der Bevölkerung über das von der Gemeinde so überaus gerne angewandte" auf Stock setzen", bei denen ganze Bäume gefällt werden, immer lauter und heftiger. Trotzdem ändert sich ihre Vorgehensweise nicht, leider wurde noch eins draufgesetzt. Eine rund 150 m lange und bis zu 3 m tiefe Wildhecke am Sportplatz, bestehend aus den unterschiedlichsten Sträuchern - ein kleines Biotop - wurde gleich komplett gerodet. Die in den Westfälischen Nachrichten (WN) abgedruckte Begründung der Gemeindeverwaltung lautete:

"In die alte defekte Zaunanlage war das Grün hineingewachsen. Um den alten Zaun entfernen zu können und um Platz zu schaffen für den neuen Zaun, habe man das Grün entfernen müssen."

Entschuldigung, aber das empfinden wir als starken Tobak! Gerade hier hätte man aufgrund der vielen Sträucher, das ansonsten so beliebte "auf Stock setzen" anwenden können, aber nicht einmal das war hier erforderlich, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen.

Zwei gute Beispiele für den Zaunbau mit Rücksicht auf die Natur
Liebe Gemeindeverwaltung, vor Jahren hat ein Zaunbauer einen solchen Doppelstabmattenzaun direkt an unserer Gartengrenze und direkt vor Ihre gemeindeeigene zweireihige Buchen-Hecke gesetzt. Dafür wurde nicht eine einzige Buche entfernt. Lediglich alle 2,50 m wurde die Hecke in einer Breite von 50 cm zur Setzung der Zaunpfähle 30 cm tief zurückgeschnitten. Mit Spezialhandwerkzeug wurden dann die Löcher ausgehoben und die Zaunpfähle in Beton gesetzt - das ging ohne jegliche Behinderung.

Was hätten wir wohl von der Gemeindeverwaltung zu hören bekommen, wenn wir aufgrund der Zaunsetzung die komplette gemeindeeigene Buchenhecke hätten roden lassen? Mittlerweile ist die Rotbuchenhecke in den Zaun hinein gewachsen, und das ist gut so, denn Zäune sind manchmal sinnvoll, aber man muss sie ja nicht unbedingt gleich sehen (Bild links unten).

Mit einem weiteren, noch besser vergleichbaren guten Beispiel ging in Nottuln der Betreiber des St. Elisabethstiftes, die Christophorus-Gesellschaft voran. Letztes Jahr ließ sie längs des Buckenkamps einen sehr langen Doppelstabmattenzaun direkt an eine bestehende wilde Hecke aus vielen unterschiedlichen Sträuchern und Bäumen - mittlerweile ein sehr wertvolles Biotop - aufstellen. Auch hier wurde die Hecke kaum gestutzt und keinesfalls gerodet, wie auf dem Bild links gut sichtbar ist.

Sicherlich gibt es noch weitere gute Beispiele für den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur in Nottuln, denn gerade Hecken insbesondere Wildhecken sind für Insekten, Schmetterlinge und Vögel ein kleines Paradies und wirken dem Artensterben entgegen.

Verkehrssicherungspflicht wichtig, aber auch Totschlagargument
Nicht viel anders verhält es sich mit dem von der Gemeinde gefällten vierarmigen Baum (siehe Fotografie links). Hier lautete die Begründung der Gemeinde: " Es bestehe die Gefahr, dass der Baum oder die Äste auf den Zaun und den Sportplatz fallen könnte. Da musste wieder einmal die Verkehrssicherungspflicht herhalten, mittlerweile ein Totschlagargument und auch in diesem Fall nicht nachvollziehbar. Ein jeder kann selbst an dem Baumstumpf noch sehen, dass dieser sich zur entgegengesetzten Seite nämlich nach Osten zur dahinterliegenden Wiese neigt (Bild links oben).

Wildhecke ist Naturausgleichsmaßname bei 20.000 qm versiegelter Fläche
Was bei der gesamten Diskussion leider nicht zur Sprache kam, dass so eine tiefe und lange Wildhecke natürlich auch eine Naturausgleichs-Maßnahme für die biologisch vollkommen wertlosen mit Kunstrasen ausgestatteten Fußballfelder und die mit  einem Kunststoffbelag versehenen Laufbahnen darstellt. Zwei Fußballfelder plus Laufbahnen versiegeln immerhin eine Gesamtfläche von 20.000 qm, hier blüht nicht einmal ein Gänseblümchen. Das Engagement der Gemeinde für den Sport und seine Sportanlagen ist ohne wenn und aber zu begrüßen, nur die Natur darf darunter nicht leiden. Bei der vorhandenen Versiegelung solch großer Flächen dürfen keine bestehenden "Wildhecken", wie hier geschehen, gerodet, sondern es müssen noch zusätzliche Hecken als Ausgleichsmaßnahme angelegt werden. 

Hier wird deutlich, wie klima- und naturunfreundlich mitunter die Gemeinde in den Grünanlagen vorgeht und das in einer Klimaschutzgemeinde. Das hierfür nicht die Mitarbeiter des Bauhofes verantwortlich sind, das sollte jedem klar sein, denn sie arbeiten auftragsgemäß. Und so manchem dort angestellten Gärtner blutet bei solchen Arbeiten sicherlich das Herz. Doch wer trägt letztendlich die Verantwortung dafür, wer ordnet so etwas an? Von den Kosten mal ganz abgesehen, denn hier sollen ja wieder neue Sträucher gepflanzt werden, wodurch weitere Kosten entstehen. Da fällt einem sofort der Pastorskamp in Appelhülsen ein. Die Fällung von 120 Bäumen, (2 davon waren damals durch starke Windböen umgefallen) durch ein externes Unternehmen. Die weitere Rodung der Baumstümpfe und die Neubepflanzung kostet die Gemeinde und somit ihre Bürger ein Vermögen und wird bis auf Weiteres die Gemeindekasse stark belasten. An einer halben Million Euro wird wohl letzten Endes nicht viel fehlen.

Gezeitenwende im Umgang mit der Natur 
Wir glauben, dass sich viele Nottulner Bürger freuen würden, wenn endlich ein ökologisch ausgerichtete/r, für diesen Bereich verantwortlicher/r durchsetzungsfähige/r Fachfrau oder Fachmann in die Gemeinde-Verwaltung eingestellt würde, die/der endlich eine Gezeitenwende bei der Grünpflege herbeiführen würde, denn die Natur hat einen rücksichtsvollen und naturschützenden Umgang mit ihr verdient. Dabei sollte sie/er von der Verwaltungsspitze und allen Kolleginnen und Kollegen des Hauses unterstützt werden.

Anmerkung der Redaktion:

Wir haben in diesem Artikel bewusst keine Namen genannt. Das letzte Wort hat in der Gemeindeverwaltung - soweit erforderlich - immer der Bürgermeister, aber solche Entscheidungen werden sicherlich in einem Team erarbeitet. Wir, die Redakteure wollen sich hier nicht als außerordentliche Gutmenschen präsentieren, nein, auch wir machen Fehler. Doch muss die Bereitschaft da sein, Fehler zu erkennen und aus ihnen zu lernen. Denn letzten Endes geht es um unseren schönen Ort Nottuln, der zu einem starken Stück Heimat für viele Menschen geworden ist, das sollte uns alle verbinden. Nicht umsonst steht auf der Rückseite unseres Bildbandes "Nottuln ... ein starkes Stück Heimat", indem wir unser geschichtsträchtiges, wunderschönes und von der Natur geprägtes Nottuln auf 304 Seiten mit 380 Fotografien  erlebbar machen:

"Eine Gemeinde lebt von ihrem historischen Besitz und ihrer intakten Natur"

Und hierzu können alle einen Beitrag leisten, die öffentlichen Institutionen, aber auch jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger. Packen wir es an, es wird Nottuln und seiner Natur gut tun.