Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Die Zeit der Kirschbaumblüte markiert nicht nur in Japan sondern auch hier den Anfang des Frühlings. Gerade Kirschblüten leuchten mit ihrer schneeweißen Farbe selbst in dunklen Nächten und strahlen ein wunderbares Flair aus. Wir selbst haben in unserem Garten einen riesigen Kirschbaum, der im zeitigen Frühjahr Tausende von Bienen anlockt. Und die herrlichen Kirschen, die holt sich später größtenteils die Natur zurück in Form von Staren und Amseln. Na ja, schließlich deckt die Natur nicht nur für uns den Tisch
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Ein Spaziergang durch einen wunderbar duftenden Nadelwald weckt alle Sinne. Wenn wir heute durch den Wald gehen und die Natur zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten so intensiv wahrnehmen, dann wissen wir, dass uns Gott und seine Schöpfung sehr nahe sind
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Der Hexenwald auf Rügen! Mehrere Krüppelbuchen bilden einen geheimnisvollen Wald. Von außen her ist er nur als eine geschlossene Baumkrone wahrnehmbar, ein kleines Wunder. Wer in diesem mystischen Wald steht, der kann sich gut vorstellen, dass er in alten Kulturen als Sitz der Götter verehrt wurde. Den alten Germanen galt der Wald ebenfalls als Tempel. Als Achse stand er im Zentrum der Welt. Seine Wurzeln reichen tief in die Erde hinab und seine Wipfel tragen die Wolken, den Himmel. Der Baum verbindet somit die drei Ebenen Himmel, Erde und Unterwelt. Warum ist das in unserer angeblich doch so hoch stehenden Kultur verloren gegangen, obwohl wir wissen, dass ohne Bäume ein Leben auf diesem Planeten nicht möglich ist
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Die Apfelblüte, eine besonders schöne Obstbaumblüte. Im Gegensatz zur Kirschblüte gehen nie zur gleichen Zeit alle auf, das schützt viele Blüten vor eventuellen Nachtfrösten
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Wird die Blüte befruchtet, wächst langsam der Apfel, hier der Herbstapfel 'Cox Orange' Renette, übrigens ganz ohne Pestizide

Der Baum, weltweit ein Symbol für das Leben und die Hoffnung

Heute noch einen Apfelbaum pflanzen  (Mein Freund, der Baum - Teil 1)

Wenn ich darüber nachdenke, dann waren Bäume, solange ich mich zurückerinnern kann, schon immer meine Freunde. Ob sie nun in der leuchtenden Frühjahrsblüte standen und das frische Grün sie zierte oder im Sommer, wenn ihre dichten Laubkronen uns Schatten spendeten. Im Herbst leuchtet ihr Laub in bunten Farben und selbst im Winter hinterließen sie schneebedeckt oder auch im Raureifkleid einen zauberhaften Eindruck. Übrigens begonnen hat alles in meiner Kindheit, wir hatten damals noch kein Fernsehen. Selbst ein normales Telefon mit Wählscheibe war noch eine Rarität, vom iPhone und iPad ganz zu schweigen. Nicht einmal ein mittelalterliches Klapphandy nannten wir unser Eigen.

Und trotzdem, es fehlte uns an nichts, hatten wir doch Gottes freie und wunderschöne Natur, wir lebten jeden Tag in ihr. Selbst im Ruhrgebiet, indem ich groß geworden bin, hatten wir genügend Möglichkeiten, uns in der Natur zu entfalten und darin waren wir sehr kreativ. Allerdings hatten meine Schwester und ich von unseren Eltern auf den gemeinsamen, aus unserer Sicht nicht gerade beliebten Sonntagsspaziergängen schon frühzeitig mit auf den Weg bekommen, uns respektvoll gegenüber der Natur zu verhalten. In der Regel hielten wir uns daran, doch manchmal brach es mit uns durch. Uns, das waren fast ausschließlich meine Schulfreunde, die in der direkten Nachbarschaft wohnten. Nach dem Mittagessen und der Erledigung der keinesfalls geliebten Schulaufgaben ging es los: Wir trafen uns auf der Straße und zogen in die Natur, meist in den von der Landwirtschaft geprägten Landstrich „Ebbelich“ oder in den Wald auf dem Paschenberg. Dort kletterten wir natürlich in den Baumkronen herum, immer bemüht keine Äste abzubrechen, schließlich wollten wir unsere „Kletterbäume“ auch in Zukunft nutzen.

Direkt hinter dem Wald lag die Bahnlinie, die zum Hertener Bahnhof führte. Rechts und links davon wuchsen viele Sträucher, so auch Haselnuss und Weide. Hier fanden wir das erforderliche Holz, um daraus Pfeil und Bogen zu schnitzen. Bei der Fertigung der Pfeilspitzen ließen wir uns von der Eisenbahn helfen. Wir legten Nägel auf die Gleise und warteten, bis ein Zug darüber fuhr (bitte auf keinen Fall nachmachen, heute sich lieber an die Bogensportabteilung in Schapdetten wenden - www.bogensport-schapdetten.de ) Das empfanden wir damals als nicht sehr gefährlich, schließlich konnten wir die Gleise der Bahnlinie gut einsehen und bessere Pfeilspitzen gab es einfach nicht.

Und dann war da noch unser „Schwingbaum“, ein einladender Ast hing weit herunter. Darunter lag ein kleiner Bach und wir machten uns einen Spaß daraus, an ihm über den Bach zu schwingen. Der Ast war sehr elastisch und ich kann mich nicht erinnern, dass er uns nur einmal seinen Dienst versagt hat. Manchmal fiel jedoch trotzdem jemand runter und bekam unter dem Gelächter der anderen einen nassen Hintern.

Es war eine schöne Zeit! Im Herbst sammelten wir die Früchte der Bäume und Sträucher, wie Haselnüsse und Esskastanien. Für Letztere überwanden wir sogar die Mauer um den Hertener Schlosspark, das war natürlich nicht ganz legal. Aber nur dort gab es die fantastisch schmeckenden Esskastanien, die wir später über offenem Feuer rösteten. Erwischen lassen durfte man sich nicht, denn dort gab es einen berüchtigten Förster, um den sich die schauerlichsten Geschichten rankten. Befand man sich auf der Flucht, soll er sich nicht gescheut haben, mit der Schrotflinte hinterherzuschießen. So mancher Doktor hatte dann wohl später seine Mühe, Schrotkörner aus dem Hintern der Getroffenen zu entfernen.

Was die Früchte von Bäumen und Sträuchern im Garten betraf, freuten meine Schwester Christel und ich uns jedes Jahr auf die großen Ferien. Wir flogen damals nicht nach Mallorca oder auf die Malediven, nein, ein Flugzeug bekamen wir nur selten zu Gesicht und wenn, dann nicht von innen, sondern nur von unten, und das auch nur aus weiter Ferne. Wir selbst reisten fast jedes Jahr mit der Bundesbahn 2. Klasse nach Itzehoe in Schleswig-Holstein zu unseren Tanten Dora und Sophie. Oft saßen wir im Durchgang der Waggons auf unserem Koffer, weil alle Abteile belegt waren. Eine Platzkarte konnten wir uns damals nicht leisten.
Bei der Fahrt schaute ich gerne aus dem offenen Fenster und ließ die schönen Landschaftsbilder an mir vorbeifliegen. Den Fahrwind empfand ich als sehr belebend, doch die Folge war am nächsten Tag eine massive Bindehautentzündung. Von dem schönen Garten, der sich hinter dem von meinen Tanten Dora und Sophie angemieteten Häuschen befand, bekam ich erst einmal kaum etwas zu sehen. In ihm standen Apfel- Birn-, Kirsch- und Pflaumenbäume. Rechts und links säumten Stachelbeer- und Johannisbeersträucher den Obstgarten und an der Schuppenwand rankten Himbeeren empor – es war halt ein kleines Paradies.

In meinem ganzen Leben habe ich niemals mehr so viel frisch gepflücktes Obst gegessen! Und nicht nur das, denn das Obstparadies setzte sich im Keller weiter fort. Dort befanden sich an den Wänden ringsherum Regale, die mit in Gläsern eingemachtem Obst prall gefüllt waren. Eine ganz erlesene Spezialität war der eingekochte Fruchtsirup. Mit Wasser verdünnt ließ sich daraus ein wohlschmeckender Fruchtsaft zaubern. Die Sorten Himbeere und Schwarze Johannisbeere waren eine fantastische Köstlichkeit! An heißen Sommertagen genossen meine Schwester und ich den „Fruchtcocktail“ unter den Obstbäumen im Schatten sitzend besonders gerne. Was kann schöner sein, dachten wir damals? Doch, eines gab es wirklich, unser lieber Cousin und Pfadfinder Uwe konnte wunderbare  Karamellbonbons in der Pfanne backen, die herrlich schmeckten. Wir hatten immer eine schöne Zeit miteinander.

Als Kind habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, warum mir das alles fast jeden Tag zur Verfügung stand. Doch später wurde mir bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Denn Bäume und Sträucher müssen erst einmal gepflanzt und über Jahre gepflegt werden, bevor sie endlich ihre „goldenen“ Früchte tragen. Diese Erfahrung machte ich auch in meinem späteren Leben, indem ich viele Obstbäume und Beerensträucher pflanzte.

Schon lange stehe ich mit Ehrfurcht vor jedem Baum, weiß ich doch, dass er über die Früchte für die Waldbewohner und Menschen hinaus noch viele andere wichtige Lebensaufgaben erfüllt. Der Baum ist weltweit ein Symbol für das Leben und die Hoffnung. In seiner Einzigartigkeit ist er mit der Erde fest verwurzelt und wächst mit seiner Baumkrone zum Licht zum Himmel empor wie ein Pfeiler. Außerdem bindet er Kohlendioxid, produziert Sauerstoff, filtert Staub, verdunstet Wasser, spendet Schatten usw. usw. Bäume und Sträucher leisten einen unfassbar wichtigen Beitrag zur Klimaerhaltung und Klimaverbesserung, ohne sie ist ein Leben auf diesem Planeten überhaupt nicht möglich.

Tun auch Sie bitte alles dafür, dass in Nottuln, im Kreis Coesfeld, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und überall auf der Welt die Bäume geschützt und viele neue gepflanzt werden, denn jeder Baum und jede Bäumin zählt und ist für unser Weiterleben unentbehrlich. Machen auch Sie, wenn es nicht ohnehin schon so ist, den Baum und den Wald zu ihrem Freund! Am besten pflanzen Sie noch heute einen Baum, getreu dem Zitat von Martin Luther:

„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“

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