Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln
Unfassbar aber wahr, heute Morgen wurde mit der Abholzung von 150 Bäumen des Kirchenwaldes im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal Nottulner Berg begonnen
Blickpunkt Nottuln
Heute scheint die Sonne und es hätte ein wunderschöner Tag werden können. Der Frühling steht vor der Haustür und meine Blattknospen platzen bald auf. Doch eine Baumsäge beendete mein aussichtsreiches Leben und ich stürzte in einen tiefen Abgrund. Wie gerne hätte ich den Menschen noch weiterhin Sauerstoff gespendet und den Klimakiller Kohlendioxid gespeichert, doch der Kirchenvorstand hat anders entschieden. Es ist eine Schande und es werden noch viele meiner benachbarten Baumfreunde den gleichen Tod erleiden und das, obwohl wir in einem Naturschutzgebiet stehen und die im Landschaftsschutzplan festgesetzten Schutzziele dagegensprechen
Blickpunkt Nottuln
Ächzend und mit einem großen Knall, der fast an einen Kanonenschuss erinnert, fällt einer dieser alten Baumriesen auf den Boden. Es tut in der Seele richtig weh und ist unerträglich, wir verlassen diesen Ort ...

Rabenschwarzer Tag für den Klima- und Naturschutz

Unglaublich, aber wahr  (Mein Freund, der Baum Teil  4)

Heute Morgen, am 9. März 2022, wurde - im Auftrag der katholischen Kirche - trotz vorausgegangener massiver begründeter Proteste mit der Abholzung von 150 Bäumen des Kirchenwaldes im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg begonnen. Wer vor Ort sich die Situation angeschaut hat, ist erschüttert. Geschlagen werden - wie man auf den Fotografien sehen kann - größtenteils gesunde, kapitale und profitable alte Buchen. Die Bezirksregierung und die Regierungspräsidentin in Münster wurden darüber sofort unterrichtet. Dort liegt noch ein begründeter Eilantrag zur Erhaltung dieses alten Buchenkirchenwaldes im Naturschutzgebiet unsererseits vor, der bis heute nicht abschließend beschieden wurde.

Eines steht unumstößlich nach wie vor fest: "Die Klimakrise ist und bleibt die größte Herausforderung der Menschheit in diesem Jahrhundert! Deswegen sind solche Dinge wie die Abholzung von 150 Bäumen eines alten klimaschützenden und klimaverbessernden Buchenwaldes in einem Naturschutzgebiet, mit Buchen bis zu 220 Jahre alt, ein absolutes No-Go! Doch offensichtlich halten bestimmte Einrichtungen in der katholischen Kirche an ihrem alten Gehabe fest. Da werden dann Argumente vorgeschoben wie: "Wir wollen unseren Wald klimafest machen." Was für ein Unsinn, bevor der neu angepflanzte Wald die klimaschützende und klimaverbessernde Funktion des alten wahrnehmen kann, werden mindestens 100 Jahre vergehen. Wir stecken aber jetzt in der akuten Klimakrise, da sind solche Aktionen absolut klimaschädlich und unverantwortlich! 

Heute, am 11 März, ist übrigens der dritte Tag, an dem ununterbrochen Bäume gefällt werden, das zeigt uns das Ausmaß dieser Abholzung an. Durch die starke Auslichtung des Buchenwaldes und des damit einhergehenden lichten Blätterdaches werden die verbleibenden Buchenstämme jetzt der direkten Sonneneinstrahlung im Hochsommer ausgesetzt. Mag die Buche ein sehr resistenter Baum sein, aber seine helle, bis ins hohe Alter glatte empfindliche Rinde kann die direkte Sonneneinstrahlung nicht vertragen!. Somit ist wohl das frühe Schicksal dieser Buchen vorherbestimmt, das entspricht keinesfalls der fachlichen Praxis beim Holzeinschlag.
Eigentlich sind die Schutzziele für diesen alten Buchenwald, die so etwas verhindern sollen, eindeutig festgelegt, nämlich der Erhalt von Altholz. Auch im Landschaftsplan für den Entwicklungsraum Baumberge Süd/Nonnenbach steht als Entwicklungsziel "die Erhaltung standortgerechter Laubwälder". Doch wie man sieht, setzt man sich offenbar darüber hinweg. Deshalb müssen jetzt gesetzliche Regelungen zum Schutz der Wälder, zumindest in Naturschutzgebieten von der Bundesregierung beschlossen werden. Daran führt kein Weg vorbei, solche Handlungen müssen in Zukunft ernsthafte Konsequenzen haben.
Die Ampel-Koalition hat übrigens schon reagiert. Laut Koalitionsvertrag vom November 2021 soll auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung umgestiegen werden. Unter anderem sollen alte Buchenwälder als Naturwald stillgelegt werden. Der Nachteil solcher Ankündigungen ist, dass  jetzt mancher Waldbesitzer noch schnell seinen alten Buchenwald einschlägt und somit vollendete Tatsachen schafft, bevor gesetzliche Regelungen überhaupt erlassen und greifen werden. Doch von der katholischen Kirche haben wir das nicht erwartet. Wenn nicht die Kirche, wer sonst soll die Bewahrung der Schöpfung beispielhaft und richtungsweisend praktizieren.

Und das ist auch nötig, wie die zurzeit durchgeführte Waldvermessung der Bundeswald-Agentur aufzeigt, die alle 10 Jahre stattfindet. An 60.000 Stellen in Deutschland wird festgestellt wie es dem Wald geht. Das endgültige Ergebnis wird zwar erst 2024 feststehen, aber eine gewisse Tendenz ist bereits jetzt erkennbar. Vermutlich wurden dem Wald zu viel Bäume entnommen, sodass die sogenannte Kohlenstoffsenke nicht mehr funktioniert. Das heißt, geht Wald verloren, wird Kohlendioxid (CO²) freigesetzt, denn vorhandene Bäume speichern den Klimakiller Nr. 1, das CO² als Kohlenstoff in ihrer Trockenmasse. Außerdem erzeugen sie viel Sauerstoff in der Atmosphäre. Ein Leben ohne Wald ist auf der Erde nicht möglich!

Übrigens ist die Rotbuche bereits im Oktober  2021 zum Baum des Jahres 2022 ausgerufen worden und das nach 1990 als erster Baum zum zweiten Mal! Die Entscheidung wurde getroffen, um auf den Einfluss von klimatischen Veränderungen aufmerksam zu machen. Die Buche ist eben ein sehr wertvoller Klimaverbesserer, aber nicht nur das. Durch das herabfallende Laub der Buche und ihre tiefe weitreichende Verwurzelung wird der Boden mit ausreichend wertvollen Nährstoffen versorgt. Dort sind Moose, Flechten, Pilze und Insekten zu finden. Außerdem bevorzugen rund 30 Käfer- und mehr als 70 Schmetterlingsarten die Buche als Lebensraum - ein wahres Biotop, das auch zum Erhalt der Biodiversität (Artenvielfalt) unverzichtbar ist. Aber auch diese Tatsachen verhinderten nicht die spätere folgenschwere Entscheidung des Kirchenvorstandes.

Bezüglich des weiteren Nutzens dieses Waldes bitten wir Sie unseren Artikel "Alter Buchen-Kirchenwald im NSG Nonnenbach/ Nottulner Berg muss stehen bleiben" zu beachten. Dort haben wir auch die weitere Faktenlage gründlich dargestellt und wie wenig Wald es eigentlich in Nottuln gibt. Berücksichtigt  man die in beiden Artikeln dargelegten Fakten, dann hätte es in Zeiten des akuten Klimawandels nie zu dieser Entscheidung des Kirchenvorstandes - https://st-martin-nottuln.de/kirchenvorstand - der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin kommen dürfen. Der Kirchenvorstand, der unter anderem auch für die Finanzen der Kirchengemeinde verantwortlich ist, setzt sich aus 18 gewählten Mitgliedern der unterschiedlichsten Berufsgruppen aus allen Gemeindeteilen zusammen.

Im Ergebnis zeigen die Fakten deutlich auf, dass die Entscheidung, 150 Bäume im alten Buchenkirchenwald im Naturschutzgebiet Nonnenbach/ Nottulner Berg zu fällen, eine klare Fehlentscheidung zulasten des Klimawandels und gegen den Naturschutz ist, das war vorher auch schon deutlich abzusehen.

(Stand 26. März 2022)

 

 

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