Kreischende Motorsägen beunruhigen Spaziergänger (Mein Freund, der Baum - Teil 10)
Im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal kreischen leider wieder die Motorsägen, was mittlerweile viele Spaziergänger auf die Bäume (Palme) treibt, so auch am 6. Februar: Es wurden Bäume im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal in Nähe des 2. Brunnen (vom Wasserwerk aus gesehen) auf einem Erdwall gefällt, der dort die Wiese teilt. Entrüstete Spaziergänger hatten unsere Redaktion darüber informiert.
Nachdem wir vor Ort waren, und das bestätigt vorfanden, haben wir beim Umweltamt der Kreisverwaltung Coesfeld sofort eine Anfrage gestartet und bekamen von dort aus umgehend folgende Antwort:
"Die gefällten Eschen waren nach unseren Recherchen vom Eschentriebsterben befallen. Sie wurden vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V. in Abstimmung mit der Eigentümerin, den Gemeindewerken Nottuln, gefällt. Im Rahmen des Entwicklungskonzepts für das Nonnenbachtal wird anschließend auf dem kleinen Wall eine Weißdornhecke angepflanzt. Das Holz ist Eigentum der Gemeinde Nottuln."
Die Eschen wurden übrigens auftragsgemäß von der "Einsatzgruppe Naturschutz", angesiedelt beim Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld in Darup, gefällt. Bevor wir hierzu konkret weiter berichten, halten wir es für sinnvoll und erforderlich, die "Geschichte" des Eschentriebsterbens zu recherchieren und uns dazu Fotografien, die wir in den vergangenen Jahren von den jetzt gefällten Bäumen im Nonnenbachtal gemacht haben, gründlich anzuschauen und zu beurteilen.
Zu begrüßen ist es, dass der Erdwall unverändert bestehen bleibt und dort nunmehr eine Weißdornhecke angepflanzt werden soll. Den Verlust mehrerer Eschen kann sie jedoch aus ökologischer Sicht erst einmal nicht ausgleichen. Schließlich wurden fünf Eschen gefällt, wobei die älteste rund 100 Jahre alt war und eine sehr große Baumkrone hatte.
Falsches weißes Stengelbecherchen
Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bundesverband e. V. wird das Eschentriebsterben von einem japanischen Pilz namens "Falsches weißes Stengelbecherchen" verursacht. Ein charakteristisches Merkmal für das Eschentriebsterben sind verwelkte und abgestorbene Blätter oder Äste, die durch den Baum nicht aktiv abgeworfen werden. Typisch sind die von weiten erkennbaren verbuschten Kronen mit abgestorbenen Ästen. Bei Altbäumen verläuft das Eschentriebsterben zunächst langsam, die Bäume sind jedoch deutlich geschwächt und anderen Erregern und Insekten, wie Hallimasch und Eschenbastkäfer, fällt es leichter, sie ebenfalls zu befallen.
Der Pilz lässt sich leider nicht eindämmen und der Einsatz von Fungiziden und Pflanzenschutzmitteln ist nicht sinnvoll. Auch die Entnahme befallener Äste oder Stämme verhindern nicht, dass sich das Eschentriebsterben weiter ausbreitet. Vielmehr wird geraten, betroffene Bäume stehen zu lassen, wenn sie nicht im öffentlichen Raum stehen und zu Gefährdungen führen können. Dies könnte dazu beitragen, dass Nachkommen dieser Bäume schneller Resistenzen ausbilden. Somit scheint die Lage für die Esche nicht hoffnungslos. Doch bis resistente Eschen verfügbar sind, wird empfohlen, keine Eschenanpflanzungen mehr vorzunehmen.
Was die gefällten Eschen im Naturschutzgebiet Nonnenbachtal betrifft, wird auf einer Fotografie vom 25. August 2021 deutlich. Zwei der Eschen zeigen die typischen Erkrankungsmerkmale wie oben beschrieben. Die anderen sind zwar nicht kerngesund, weisen aber wesentlich weniger Erkrankungsmerkmale auf (siehe Fotografie in der Bildergalerie unten). Die gefällten Eschen standen übrigens auf einem Wall mitten in einer Wiese im Naturschutzgebiet, das ohnehin abseits von Wegen nicht betreten werden darf. Insofern hätten sie, wie oben angeraten, auch stehen bleiben können.
Neue Anpflanzungen werten das NSG Nonnenbachtal auf
Wie ich heute beim Gang durchs Nonnenbachtal erfreut feststellen durfte, wurden auf dem kleinen Wall bereits die angekündigten Anpflanzungen vorgenommen und fachgerecht gegen Wildverbiss eingezäunt (siehe Fotografie in der Bildergalerie unten). Offensichtlich finden weitere Anpflanzungen am oberen Waldbereich westlich des Nonnenbaches statt, die ebenso gegen Wildverbiss eingezäunt werden. Später werden diese Anpflanzungen auch den Wildtieren Deckungsmöglichkeiten geben, die sie dringend brauchen. Die blühenden Sträucher werden den Insekten und danach ihre Früchte den Vögeln zugutekommen.
Das sieht alles gut aus, wertet das Nonnenbachtal aus ökologischer Sicht auf und ist ein nützlicher Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt. So darf es gerne im Nonnenbachtal weitergehen, pflanzen ist besser als abholzen. Selbst absterbende Bäume und sogar Totholz haben gerade im Naturschutzgebiet ihre Berechtigung und sei es für den Höhlenbau von Höhlenbrütern, wie zum Beispiel dem Buntspecht, der hier öfters anzutreffen ist.
Artikel ergänzt am 10.2.2023, die Redaktion