„Wer den barocken Dorfkern Nottulns nicht kennt, der kennt das Münsterland nicht!“
So kühn und begeistert sprechen die Nottulner von Ihrem Dorf. Und wahrhaftig, wer nicht auf der Umgehungsstraße vorbeifährt, sondern das Innere des Dorfes erkundet, der findet wertvolle alte Schätze. Insbesondere die vier Kurien, im Sommer mit vielen Blumen geschmückt, sind eine Augenweide und prägen auch heute noch den Ortskern. Verantwortlich dafür zeichnet der berühmte westfälische Architekt und Baumeister Johann Conrad Schlaun.
Das Stift Nottuln, zunächst ein Frauenkloster nach der Regel des hl. Augustinus, wandelte sich 1493 in ein freiweltliches adeliges Frauenstift. Nach dem verheerenden Brand im Jahre 1748, der rund 240 Gebäude, die Klosteranlage, das Kirchdach und den oberen Kirchturm zerstörte, wurden die heutigen Kurien zügig wieder aufgebaut. Damen rein ritterbürtigen Adels, die nicht gleich standesgemäß verheiratet werden konnten oder wollten, traten in das von einer Äbtissin geleitete Kanonissenstift ein.
Die Stiftsdamen lebten größtenteils in den Kuriengebäuden, die in der Regel sehr komfortabel mit ihrem eigenen Mobiliar eingerichtet waren. Selbst ihre Dienerschaft durften sie mitbringen. Sie nahmen täglich an der heiligen Messe teil und beteten gemäß ihrem Stiftungsauftrag auch für das Seelenheil ihrer Stifter. Da sie nur die Gelübde der Keuschheit und des Gehorsams ablegten, konnten sie jederzeit das Damenstift wieder verlassen und heiraten. Heute würde man sagen, sie befanden sich in der Warteschleife. Im Jahre 1811 war dann endgültig Schluss. Mit der Säkularisation, der staatlichen Einziehung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer, wurde das Damenstift aufgelöst.
Direkt vor den Kurien plätschert heute noch der Nonnenbach daher und bildet mit ihnen, dem davor liegenden Stiftsplatz, der hellgrünen Lindenallee und der spätgotischen Hallenkirche Sankt Martinus, die der Mittelpunkt des damaligen Frauenklosters war, eine harmonische Einheit. Drei der Kuriengebäude befinden sich heute im Besitz der Gemeinde und werden von ihr für die Erledigung ihrer Aufgaben genutzt. Für die Zukunft kann man nur hoffen, dass sie weiterhin im Besitz der Gemeinde und somit in öffentlicher Hand verbleiben. Es ist mit Abstand die sicherste Variante für ihren Erhalt. Lediglich die Kettelersche Kurie ist in Privathand. Hinter den Kurien hat der damalige Gemeindedirektor Joseph Moehlen wieder ein dreiteiliges Fachwerkensemble für die Verwaltung errichten beziehungsweise sanieren lassen und schuf damit gleichzeitig einen romantischen Hinterhof.
Der verheerende Dorfbrand im Jahre 1748
Unfassbar, aber so soll nach einer mündlichen Überlieferung der große Brand in Nottuln entstanden sein: Ein Ehemann hatte sich in Abwesenheit seiner Ehefrau einen Pfannkuchen backen wollen. Hierbei wurde er von seiner zurückkehrenden Frau überrascht, es kam zum Ehestreit. Die Fetzen müssen wohl geflogen sein, denn als die Frau die Pfanne vom Feuer nehmen wollte, wehrte sich der Mann so heftig, dass das Feuer den Speck ergriff. Im Nu stand das Haus in Flammen. Starke Westwinde sorgten für die sofortige Ausbreitung der Feuersbrunst. Der Kampf der Dorfbewohner mit Wassereimern und nur einer damals vorhandenen Wasserspritze war aussichtslos. Fast das ganze Dorf fiel den Flammen innerhalb von Stunden zum Opfer. Und die Moral von der Geschicht: „Mann backe deinen Kuchen besser selber nicht!“
Anmerkung der Redaktion
Die einzelnen Kurien, die nach dem Brand wiederaufgebaut wurden, aber auch einige weitere denkmalgeschützte und denkmalschutzwürdige Gebäude werden wir Ihnen demnächst in zeitlichen Abständen vorstellen.