Spätgotisches Gesamtkunstwerk
Sankt Martinus die spätgotische Hallenkirche direkt gegenüber den Kurien gelegen, ist fürwahr das größte Kunstwerk der Gemeinde Nottuln. Im Jahre 1489 wurde mit ihrer Errichtung begonnen. Sie gilt neben Sankt Lamberti in Münster als die schönste und bedeutendste Hallenkirche der Spätgotik in Westfalen. Schon von Weitem, egal aus welcher Richtung man kommt, ist ihr Kirchturm mit der Welschen Haube gut erkennbar. Eigentlich sollte sie nach dem Willen des Architekten und Baumeisters Johann Conrad Schlaun - nach dem großen Brand von 1498 - nur eine Zwischenlösung sein. Doch prägt sie nunmehr seit Jahrhunderten bis zum heutigen Tage die Silhouette von Nottuln und ist zum Wahrzeichen des geschichtsträchtigen Ortes geworden.
Der älteste Teil der Kirche ist der Kirchturm mit seinen drei Untergeschossen, die vom Vorgängerbau einer romanischen Steinkirche aus dem 12./13. Jahrhundert stammen, der lediglich um ein weiteres Geschoss aufgestockt wurde. Wer zum Glockengeläut möchte, der muss den romanischen engen Treppenaufgang benutzen und wird dort ins frühe Mittelalter versetzt. Das Langhaus hingegen wurde vollständig neu gebaut. Schweizer Maurergesellen sollen die Kirche innerhalb von neun Jahren errichtet haben. Die Hallenkirche selbst besteht aus einem Mittelschiff, zwei Seitenschiffen und einem wunderbaren Netzgewölbe. Auf den nachfolgenden Seiten werden wir Ihnen einige Details dieser herrlichen Kirche optisch vorstellen und in kurzen Beiträgen beschreiben. Seien Sie gespannt auf eine kleine Reise um und durch das beeindruckende Gesamtkunstwerk Sankt Martinus.
Sankt Martinus strahlt von innen
Der „Münsterländer Marmor“ zeigt auch im Inneren der Kirche sein Farbenspiel. Je nach Lichteinfall und Tageszeit strahlt er in einem hellen grauweiß bis zu einem warmen, anheimelnden gelblichen Ton. Selbst auf kleinen Flächen changiert er in vielen Nuancen. So ist es für alle Sinne immer wieder ein neues Erlebnis, die Kirche zu betreten. Die zwölf massiven mächtigen Sandsteinsäulen, auf denen das Gewölbe ruht, vermitteln einem das Gefühl von Geborgen- und Sicherheit. Nimmt man auf einer der Kirchenbänke Platz, fällt einem sofort die Stille auf, die das Gebäude ausstrahlt.
Die Kirche ist von innen gegenüber vielen anderen Kirchen sehr hell. Das liegt an den seitlich angeordneten „farblosen“ Kirchenfenstern, durch die Sonnenstrahlen fast ungehindert ins Kircheninnere fallen. Die noch sichtbaren schlichten Leuchten wurden mittlerweile entfernt und durch eine moderne Lichtanlage ersetzt. Diese ermöglicht einzelne Kirchenelemente in den unterschiedlichsten Farben auszuleuchten, was spannende, ungewöhnliche Akzente setzt.
Doch kommt die künstlerische Ausgestaltung der Kirche am wirkungsvollsten bei normaler Ausleuchtung zur Geltung. Das wird auch bei der Betrachtung des Marienaltars, der aus der Zeit um 1900 stammt, deutlich. Die Sandsteinfiguren des Jesuskindes auf dem Schoß von Maria sitzend sowie des Dominikus, der von Maria den Rosenkranz empfängt, sind sehr fein aus dem Münsterländer Sandstein herausgearbeitet. Gerahmt wird diese Szene von einer äußerst zierlichen Rosengirlande. Der heimische Bildhauer Anton Hone hat mit dem Marienaltar, dem Josefaltar »hier nicht abgebildet« sowie dem Hochaltar meisterliche hervorragende Arbeiten der Nachwelt hinterlassen.
Bei der überdachten Holzfigur rechts neben dem heutigen Haupteingang von Sankt Martinus handelt es sich um den Heiligen Martin, der im Jahre 370/71 zum Bischof von Tours geweiht wurde.
Bis hierhin liebe Leserinnen und Leser hatten Sie hoffentlich viel Freude beim Betrachten und Lesen des ersten Teils. Ein zweiter und dritter Teil wird sehr wahrscheinlich folgen.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard