Ein kleines Federbündel verzaubert die Familie
Draußen herrscht eine trockene Kälte, ab und zu fallen ein paar Sonnenstrahlen durch die entlaubten Baumkronen. Endlich ein Tag, um das restliche Laub auf den Gartenwiesen zusammenzukehren. Vor ein paar Tagen hatte ich den Rasen zum letzten Mal in diesem Jahr geschnitten, sozusagen winterfest gemacht. Jetzt war der Boden gefroren, und ich kam erstaunlich gut mit dem Laubbesen voran.
Plötzlich, ich hatte gerade den ersten Laubhaufen zusammengekehrt, hörte ich ein leises Piepsen. Ein kleines aufgeplustertes Federbündel, eine junge Amsel auf dem Gartenzaun sitzend, schaute mich vertraut an. Vermutlich war es ein Exemplar derer, die täglich unser Futterhaus besuchten.
Doch dieses Mal hatte Bärbel, so heißen seit Jahrzehnten unseren weiblichen Amseln, offensichtlich etwas anderes im Sinn. Als ich innehielt, flog sie blitzschnell herunter und setzte sich auf den Laubhaufen. Dort angekommen, pickte sie genüsslich einen Regenwurm und etwas später eine Raupe heraus. Das war gerade jetzt bei winterlichen Temperaturen eine gute Abwechslung gegen das Körnerfutter, welches wir täglich unseren Vögeln im Futterhaus anbieten. Ich konnte ihr das gut nachfühlen, obwohl es im Sommer einen Schmetterling weniger geben wird.
Vermutlich hat sie, wie so viele ihrer Art, in unserem Garten das Licht der Welt erblickt. Eine hübsche Bärbel hatte ich nun an den Hacken, die mich durch den gesamten Garten verfolgte und meiner Arbeit sehr interessiert zuschaute. Und wenn es wieder mal so weit war, dann meldete sie sich mit ihrem jetzt schon etwas energischeren Piepsen und ich musste wieder mal eine Zwangspause einlegen.
Meine liebe Frau Karin war zwischenzeitlich in den Garten gekommen, um die Tanne neben der Terrasse mit Sternchen zu schmücken. Sie schaute sich das Schauspiel vergnüglich an. Da bin ich doch tatsächlich vom Regen in die Traufe gekommen, dachte ich so bei mir. Schließlich wollte ich noch vor dem Dunkelwerden fertig werden, und hatte deshalb unseren Jack Russel Sir Trusty, der mich gerne beim Laubrechen begleitet, im Haus gelassen. Schließlich war auch er ein kleiner Hemmschuh, legte er sich doch äußerst gerne ins zusammengekehrte Laub und verteilte es dann wieder im Garten.
Dagegen war Bärbel ein Glücksfall, war sie doch nur am Kleingetier interessiert. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich meine Freude an diesem kleinen Federbündel. Man sagt ja, Tiere haben ein Gespür für gute Menschen und zu denen gehörte ich jetzt offensichtlich auch. An diesem Tag musste ich noch viele Pausen einlegen, doch Bärbel schaute nach Feierabend sehr zufrieden drein.
Übrigens, in unseren Anlagen, außerhalb des Rasens bleibt das Laub natürlich liegen, schließlich gibt es viele Vögel in unserem Garten. Doch Bärbelchen ist wieder mal eine ganz besondere Mitbewohnerin, die allseits für etwas Freude noch vor dem 1. Advent gesorgt hat.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie eine besinnliche und freudige Adventszeit.
(In der anschließenden Bildergalerie finden sie noch einige Amselbilder.)
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard