Gemeindeversammlung am Sonntag, dem 2. Februar, um 11:00 Uhr im Johanneshaus
Laut Web-Seite der evangelischen Kirchengemeinde in Nottuln findet am kommenden Sonntag, dem 2. Februar, um 11:00 Uhr im Johanneshaus (neben der Kirche unter dem Kreuz) eine Gemeindeversammlung statt. Dort heißt es wörtlich: "Das Presbyterium wird die Gemeinde im Rahmen einer Gemeindeversammlung über die Details zum Verkauf der Gebäude (Kirche, Johanneshaus, Pfarrhaus) informieren. Die Versammlung beginnt nach dem Gottesdienst (11 Uhr) im Johanneshaus. Der zukünftige Erwerber wird auf der Gemeinde-Versammlung sein Konzept vorstellen und Fragen hierzu beantworten. Alle Interessierten sind herzlich willkommen."
Persönliche Einladungen wird es nicht geben, obwohl es hier um das traurige Ende oder ein sinnvolles Weiterbestehen des evangelischen Kirchengemeinde-Zentrums geht. Übrigens, nicht jedes evangelische Gemeindemitglied hat eine Tageszeitung oder einen Internetanschluss!
Unsere Redaktion hatte sich zwecks Information am 14. November 2024 an Klaus Bratengeyer in seiner Eigenschaft als Presbyteriums-Vorsitzender gewandt, nachdem wir und Gemeindemitglieder über mehrere Monate hinweg von den Gesprächen und Verhandlungen des Presbyteriums, der Pfarrerin und der Superintendentin hinter verschlossenen Türen keine Mitteilungen bekommen haben - die Gemeindemitglieder wurden einfach nicht informiert. Und das, obwohl unserer Redaktion aufgrund einer Presseanfrage an die Evangelische Westfälische Landeskirche von der Stabsstelle (Ltg.) des Landeskirchenamtes in Bielefeld folgende Antwort erhielt: ... Die Ev. Kirchengemeinde Nottuln sieht sich dem Vernehmen nach mit der Herausforderung konfrontiert, ein Haushaltssicherungskonzept erarbeiten zu müssen. Sie hat dem Landeskirchenamt gegenüber versichert, großen Wert auf eine transparente Diskussion der Situation vor Ort zu legen.“
Davon haben wir hier nichts bemerkt.
Von Klaus Bratengeyer, erhielten wir drei Wochen nach unserer Anfrage folgende Antwort: "In der Tat beschäftigt sich das Presbyterium der Kirchengemeinden Nottuln derzeit intensiv mit dem Verkauf der Kirche, des Pfarrhauses und des Johanneshauses. Zum heutigen Zeitpunkt gibt es noch kein spruchreifes Ergebnis. Wir gehen davon aus, dass wir unseren Gemeindegliedern und der Öffentlichkeit etwa Mitte Dezember Details über die Veräußerung der Gebäude mitteilen können."
Unsere Frage, wie der Stand der Verhandlungen ist, bzw. ob es auch andere tragfähige und wirtschaftliche Konzepte gibt, die den Erhalt der Kirche in Zukunft sichern, blieb bedauerlicherweise bis heute unbeantwortet, obwohl es eine sehr sinnvolle, ausgearbeitete soziale Alternative gibt.
Trotz alledem wurden wohl schon reichlich "Pflöcke eingeschlagen", die anderen Mitbewerbern offensichtlich keine Chance mehr lassen sollen, selbst wenn sie ein besseres, vor allen Dingen soziales Konzept haben, das übrigens auch planungsrechtlich die Erfordernisse des gültigen Bebauungsplanes 36 erfüllt, was ein gewerblicher Betrieb nicht kann. Übrigens gibt es nach unseren Informationen keine städtebaulichen Erfordernisse, die eine Änderung des Bebauungsplanes rechtfertigen würden.
Aufgrund der bisherigen Recherchen und Informationen kann davon ausgegangen werden, dass den Kirchengemeindemitgliedern wahrscheinlich eine fast fertige "Lösung" von einem jetzt schon feststehenden Bestattungsunternehmen präsentiert wird und die Gemeindemitglieder diese eigentlich nur noch abnicken sollen. Das bestätigt auch der oben angeführte Text in der Einladung: "Der zukünftige Erwerber wird auf der Gemeindeversammlung sein Konzept vorstellen....", der ganz offensichtlich jeden Zweifel ausschließt, dass an den Bestattungsunternehmer verkauft werden soll. Da helfen auch nicht die ständigen Beteuerungen der Pfarrerin Regine Vogtmann und des Presbyteriums-Vorsitzenden Bratengeyer: "Es gibt noch keinen Vertrag, es ist noch nichts unterschrieben."
Doch so geht man mit Gemeindemitgliedern nicht um, und das sind immerhin 2800 Mitglieder, denen dieses Kirchenzentrum gehört. Außerdem wurde das gesamte Kirchenzentrum primär mit finanziellen Mitteln der Gemeindeverwaltung und nicht aus kirchlichen Mitteln finanziert. Gemeindedirektor Joseph Moehlen und der Gemeinderat hatten damals weitblickend dafür gesorgt. Viele Menschen, aus dem Osten Vertriebene und Flüchtlinge fanden schon damals hier ihre neue kirchliche Heimat. Deshalb erwarten wir natürlich auch die Unterstützung unseres Bürgemeister Dr. Dietmar Thönnes, an den wir uns bereits gewandt haben, und des Gemeinderates.
Deshalb ist es äußerst wichtig, dass viele Gemeindemitglieder auf der Gemeinde-Versammlung erscheinen, wir bitten Sie ganz herzlich darum, denn es geht um unser Kirchenzentrum, um unsere kirchliche Heimat!
Zudem gibt es tatsächlich eine sinnvolle Alternative, die im Gegensatz zu einem gewerblichen Betrieb neue Einnahmen für die Kirchengemeinde generiert und eine sinnvolle ergänzende Bebauung im sozialen Wohnungsbau darstellt, der in Nottuln so dringend benötigt wird. Das Gemeindehaus selbst würde zu einer sozialen Tagespflegestätte umgebaut. Ein sozialer Träger hat schon Interesse bekundet. Die Kirche unter dem Kreuz bliebe übrigens in ihrer bisherigen Funktion vollständig und zu jeder Zeit erhalten, was beim Verkauf an den "zukünftigen Erwerber" (so vom Presbyterium benannt), der einen Gewerbebetrieb hier einrichten will, nicht möglich ist. Das Pfarrhaus könnte nach Beendigung des Dienstverhältnisses mit der Pfarrerin in Nottuln, das wie man hört, in absehbarer Zeit zu erwarten ist, als Gemeindehaus genutzt werden.
Außerdem würde dieses alternative Projekt unter das Bekenntnis der Westfälischen Landeskirche fallen, dass auch im Protokoll der erst kürzlich stattgefundenen 20. Landessynode auf der Seite 51 wie folgt festgehalten ist: "Unser Anliegen ist, aufgrund der Veränderung der zu erwartenden Kirchensteuereinnahmen einen stärkeren Fokus auf Wirtschaftlichkeit und ertragsbringende Alternativen zu unterstützen". Und genau das wird von diesem Projekt geleistet, denn die Tagespflegestätte im jetzigen Gemeindehaus garantiert neue, dauernde Mieteinnahmen neben den Kirchensteuern. Zusätzlich bekäme sie als Investor für das Wohnprojekt erst einmal Zuschüsse für den Bau von 12 Sozialwohnungen und später regelmäßig die Mieteinnahmen hierfür.
Bei einem privaten Investor bekäme sie die Erbpacht für das beanspruchte Gelände. Auch die Gemeinde Nottuln könnte hier mit ihrer Genossenschaft als Investor auftreten. Obendrein passen solche sozialen Projekt natürlich viel eher in ein kirchliches Gemeindezentrum, als die Ansiedlung eines Gewerbebetriebes im Gemeindehaus, der offensichtlich nach dem derzeitigen Bebauungsplan planungsrechtlich hier ohnehin nicht zulässig ist. Das ist unseres Erachtens, aber auch aus sozialer Sicht, eine sinnvolle Alternative, die das evangelische Kirchenzentrum für die Kirchengemeinde und die Allgemeinheit erhält und einer ergänzenden weiteren sozialen Nutzung zuführt.
Letztendlich setzt es die evangelische Kirchengemeinde auch finanziell auf ein stabiles, nachhaltiges Fundament. Will die evangelische Westfälische Landeskirche viele weitere Kirchenaustritte verhindern und der Nottulner Kirchengemeinde eine Zukunft geben, dann darf sie der Ansiedlung eines Gewerbebetriebes im Kirchengemeindezentrum mit der einzigen evangelischen Kirche in Nottuln nicht zustimmen.
Weitere Informationen zu dieser sinnvollen, sozialen Lösung finden sie links auf dem Lage- und dem Ansichtsplan mit Bildlegenden - es gibt weitere Planunterlagen.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion
Karin und Jürgen Gerhard