Die Kurie von der Recke zu Steinfurt
Anna Maria Theresia von der Reck zu Steinfurt († 22. März 1780) war die letzte Äbtissin im Stift Nottuln. Die Recksche Kurie, in der sie lebte und wirkte, wurde ebenfalls nach dem großen Brand in Nottuln, im Jahre 1748 errichtet. Sie ist die mächtigste und wohl auch beeindruckendste Kurie im Nottulner Ortskern. Gut 22 Meter, direkt am Nonnenbach entlang, erstreckt sich ihre Werksteinmauer aus Baumberger Sandstein. Von oben geschützt wird sie durch ein massives Walmdach, aus dem zwei kräftige Schornsteine herausragen. Diese waren damals schon zweizügig und gehörten zu einem ausgeklügelten Beheizungssystem. Unter dem Dach befinden sich zwei Kornböden, die damals über einen Windenaufzug am Westgiebel versorgt wurden.
Die eindrucksvollste Kurie und ihre Nutzung heute
Die Recksche Kurie, wie sie im Volksmund genannt wird, ist nicht nur die mächtigste, sondern innen auch die schönste und erinnert aufgrund ihrer nur marginalen Veränderungen sehr überzeugend an die Stiftszeit. Im Erdgeschoss glänzt heute noch das mit Stuckdecke und stilvollen Kronleuchtern ausgestattete Äbtissinnen-Zimmer, in dem schon seit Jahren Trauungen von Standesbeamten durchgeführt werden. Auch wir von der Redaktion gaben uns in diesem historischen, wunderbaren Ambiente vor einigen Jahrzehnten das Ja-Wort.
Außerdem steht es für besonders festliche Veranstaltungen und Empfänge zur Verfügung. So wurde auch im Mai 2023 das "Historische Fest" vom Historischen Verein zum Teil in diesen Räumlichkeiten durchgeführt.
Im feierlich eingedeckten Äbtissinnen-Zimmer in der Kurie der Familie von der Reck zu Steinfurt trafen sich die adeligen Damen und Herren zu einem Gläschen Sekt. Von links nach rechts: Johann Anton Josef von Thelen, Obristleutnant der Münsterschen Artillerie von 1750 (Adjutant und Bauleiter von J. C. Schlaun), Äbtissin von der Reck zu Steinfurt, Generalmajor Johann Conrad Schlaun (Architekt und Baumeister) und ein preußischer Offizier mit Ehegattin (Siehe Fotografien).
Deutsch-Französische Freundschaft/Partnerschaft
Auf dem untersten Bild links wird der französische Offizier mit seiner Hunderotte vor der Reckschen Kurie vom preußischen Offizier (Historischer Verein Nottuln) empfangen. Beide zelebrierten anschließend auf eine amüsante Art und Weise die Deutsch-Französische Freundschaft. „Aber es war auch mal anders“, wie der französische Offizier anmerkte: „Wir waren auch mal Feinde, aber wir waren gute Feinde...“
Doch die Deutsch-Französische Partnerschaft/Freundschaft hat in Nottuln schon eine langjährige Tradition. Ihr Grundstein wurde bereits am 16. März 1984 durch Hubert Kellermann, ehrenamtlicher Bürgermeister von Nottuln, und Serge Vinçon, hauptamtlicher Bürgermeister von Saint-Amand-Montrond gelegt, die an diesem Tag die Partnerschaftsurkunde unterzeichneten. Seitdem verfestigten viele persönliche Begegnungen und die unterschiedlichsten Projekte diese Partnerschaft, ja, es entstanden sogar viele Freundschaften, die bis heute Bestand haben und gepflegt werden.
Am 16. März 2024 ist ein ganz besonderer Tag, dann jährt sich die Deutsch-Französische Partnerschaft bereits zum 40-zigsten Mal; die Jubiläumsfeier soll in Frankreich stattfinden.
Gerade in Zeiten des russischen Krieges in der Ukraine wird deutlich, wie wichtig solche regionalen Partnerschaften über Landesgrenzen hinweg sind.
Wir hoffen, dass Sie beim Betrachten der Bilder und beim Lesen der Texte ein bisschen Freude hatten. Im nächsten Artikel unserer Serie "Denkmalschutz im historischen Ortskern" befassen wir uns mit der Kurie von Ketteler auf Harkotten.
Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion