Freiwillige Feuerwehr Nottuln feiert ihren 275. Geburtstag
Gleich 40 Mal brannte es gestern im historischen Ortskern. Doch dieses Mal war es nicht der Ortskern selbst, sondern Gott sei Dank nur 40 Fackeln, die von den Feuerwehrleuten in Erinnerung an den großen Brand in Nottuln am 3. Mai 1748 selbst angezündet wurden und die Gedenkfeier in ein stimmungsvolles Licht tauchte.
Das war übrigens auch der Tag, an dem die Nottulner Feuerwehr zum ersten Mal erwähnt wurde. Schaut man sich jedoch heute Ihre Ausrüstung an, so besteht zwischen damals und heute ein Riesenunterschied - siehe auch nebenstehende Skizze aus unserem Bildband "Nottuln, ein starkes Stück Heimat", https://www.nottuln-blickpunkt.de/313-nottuln-ein-starkes-stueck-heimat.
So äußerte sich sinngemäß auch unserer Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes in seiner Ansprache: "Hätten wir damals schon eine gut ausgestattete Feuerwehr gehabt, hätte dann der Brand so einen großen Schaden im Dorf hinterlassen?". Doch, ob eine gut ausgestattete und durchorganisierte Feuerwehr vor 275 Jahren hätte mehr bewirken können, ist wahrscheinlich zu verneinen, denn der Stand der Technik in der Brandbekämpfung war damals eine anderer und der vorbeugende Brandschutz steckte noch in den Kinderschuhen.
Das eigentliche Problem waren die Häuser selbst, sie hatten oft zu geringe Brandabstände untereinander oder waren ohne Brandschutzwände direkt aneinander gebaut. Von den verwendeten leicht entflammbaren Dacheindeckungen und vor allen Dingen von den vielen offenen Feuerstellen konnten sich die Brände sehr schnell auch durch Funkenflug ausbreiten. Und der Wind war ebenfalls ein Brandförderer, so auch die starken Westwinde beim "Großen Brand" in Nottuln, über den unserer Historiker Hans-Peter Boer aus Nottuln einen eindrucksvollen Vortrag hielt.
Auch Boer sprach in seinem Vortrag von einem ausnehmend starken Westwind und dass die Dacheindeckung bis auf zwei Häuser ausschließlich aus Stroh bestand und somit die Ausbreitung der Feuersbrunst begünstigte.
Hans-Peter Boer versteht es immer wieder, seine Vorträge mit kleinen, erheiternden Geschichten zu spicken, so auch dieses Mal. Auszugsweise möchten wir Ihnen diesen Originaltext sehr gerne präsentieren:
Vor vielen Jahren traf ich einmal den älteren Nottulnern durchaus noch bekannten Druckereibesitzer Gottfried Niemann. Wir kamen auf Themen der Ortsgeschichte zu sprechen und er erinnerte sich, am 3. Mai 1948 in der Mittagszeit die Gaststätte von Bläu-Kentrup betreten zu haben. Wilhelm Kentrup, Blaufärber und später Bürgermeister von Nottuln, habe in seinem Sessel gesessen und beim Glockenschlag die Hand erhoben: „Nu is’t jüst tweehunnert Jaohr hen, dat Nottuln affbrannt ist!“
Tatsächlich hat der Große Brand zu Nottuln 1748 im Dorfleben wie im Bewusstsein bis heute vielfältige Spuren hinterlassen. Jeder einigermaßen Heimatbewusste kennt die Geschichte vom Pfannekuchen-Streit der Familie Kösters, der an der Coesfelder Landstraße Auslöser der Feuersbrunst war.
Doch Feuersbrünste gehören in der Vormoderne zum Alltag. Die Brandschäden in den Wohnhäusern dürften überschaubar gewesen sein. Das Wenige, das die Familien besaßen, ließ sich meist schnell vor den Flammen retten. Bei den Fachwerkhäusern brannte das Feuer vom Dach nach unten durch, wobei die Wände, die traditionell mit Lehm verputzt waren, meistens stehen blieben. Eine Feuerversicherung gab es nicht, die entstand erst etwa 20 Jahre später. Man rettete sich irgendwie und startete auch eine landesweite Hilfskollekte. Es kam die Initiative, Häuser nunmehr mit Ton-Pfannen zu decken. Übrigens: Der Entwurf, die Normmaße und die ersten Model für gebrannte Dachpfannen im Münsterland kamen aus dem Büro Schlauns.
Zum Abschluss seines Vortrages gab Boer noch folgende Arabeske zum Besten: Ein im Türkenkrieg versehrter Edelmann zieht um 1670 mit einem Dromedar durch das Münsterland; er zeigt das wunderliche Tier gegen Almosen auch in Nottuln.
Das war das erste Kamel vor Ort; war es auch das letzte?
Ihre Redaktion wünscht Ihnen weiterhin einen angenehmen Aufenthalt in dem von Johann Conrad Schlaun geprägten historischen Ortskern, den es wohl heute ohne den "Großen Brand" nicht geben würde. Und sollte Ihnen dort tatsächlich ein Kamel begegnen, so haben Sie keine Angst, denn es sollen zumindest liebe Tiere sein. Allerdings sind sie neben weiteren Eigenschaften auch nachtragend, aber das sind einige Nottulner ebenfalls.