Blickpunkt Nottuln
28.09.2025
Blickpunkt Nottuln

Die Alte Amtmannei auf dem Joseph-Moehlen-Platz (Kapitel 2)

Barrierefreiheit in der Alten Amtmannei 

Barrierefreiheit in den Kurien und der alten Amtmannei ist ein Kapitel, was in der Gemeinde Nottuln seit Jahrzehnten von Legislaturperiode zu Legislaturperiode verschoben wird. Das darf im Interesse, der in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkten Menschen nicht so weitergehen, hier besteht dringender Handlungsbedarf. Entsprechende Fördertöpfe sind zu nutzen.

Was die Reihenfolge der Maßnahmen betrifft, so ist Folgendes festzuhalten: Die von den Bürgern stark frequentierten Räumlichkeiten des Bürgerservices in der ersten Etage der Sendenschen Kurie (Rathaus), kann über den hinteren Zugang vom romantischen Innenhof aus erreicht werden. Der Ratssaal in der Aschebergschen Kurie wird immer weniger für Ratssitzungen genutzt, die meisten finden im Forum des Rupert-Neudeck-Gymnasiums, in Frenkings Hof Appelhülsen oder in anderen Räumlichkeiten von Darup und Schapdetten statt, was auch für eine gut funktionierende Demokratie von Bedeutung ist.

Der größte Handlungsbedarf besteht unseres Erachtens in der Alten Amtmannei. Nur alleine die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen würden sicherlich von bewegungseingeschränkten Menschen, die auf einen Aufzug angewiesen sind, sehr gerne besucht. Es sind ja nicht ausschließlich Personen, die leider von Geburt an eine Behinderung haben, sondern auch immer mehr, die aufgrund ihres Alters auf eine Aufzugsanlage angewiesen sind. Da Menschen gerade in Nottuln immer älter werden, die Luft muss hier wohl besonders gut sein, wird dieser Anteil folglich wachsen. Offensichtlich scheint aber die Mehrheit der jetzigen Entscheidungsträger zu vergessen, dass auch sie eines Tages dazugehören könnten.

Anbau an die Alte Amtmannei

Ob allerdings der Abriss des Anbaus (Eingangsbereich) und der neue kostenintensive, moderne gläserne Anbau an die Amtmannei erforderlich ist, wagen wir ernsthaft zu bezweifeln. Insbesondere aus der Sicht des Denkmalschutzes aber auch um die Kosten zu minimieren, plädieren wir für eine passende, einfache und kostengünstigere Maßnahme, nämlich die Verlängerung des Eingangsbereiches um circa zweieinhalb Meter in gleicher Fachwerkbauweise. Das reicht um eine Aufzugsanlage unterzubringen und erhält den jetzigen Baukörper der Alten Amtmannei größtenteils. Zudem können der alte Fachwerkgiebel und die Fenster wieder genutzt werden. Selbst die Backsteinklinker könnten wieder eingesetzt werden, vorzugsweise in den verlängerten Seitenfassaden des Anbaus, um das farbgleiche Bild der bestehenden Fassaden zu erhalten. Der alte, wieder verwendete Fachwerkgiebel könnte mit möglichst einigermaßen farbgleichen neuen Backsteinklinkern ausgemauert werden.

Somit würde das ganze Vorhaben gerade in Fachwerkbauweise nicht angestückelt wirken, sondern der gesamte Baukörper der Alten Amtmannei würde wieder eine in sich geschlossene Einheit bilden. Fachlich geeignete Betriebe, die den Erweiterungsbau durchführen könnten, sind in Nottuln vorhanden. Auch für eine kostengünstige Planung kann sicherlich gesorgt werden.

Vielleicht gibt es weitere Möglichkeiten, wie die Errichtung eines selbständigen filigranen nicht allzu großen Glasgebäudes, das die Alte Amtmannei in ihrer historischen Eigenständigkeit optisch kaum beeinflusst, sich harmonisch einfügt und gastronomisch auch im Zusammenhang mit der Amtmannei genutzt werden könnte. Allerdings sind solche Gebäude auch wegen des reflektierenden Schalls auf den glatten Glasflächen innen oft sehr laut und hellhörig und lassen die Gemütlichkeit zum Beispiel eines Kaffees nicht aufkommen. Hier müsste dann akustisch sorgfältig geplant und zusätzlich schallabsorbierende Innenausstattungen und Möbel verwendet werden. Zudem wären zur Verhinderung von Stauhitze Abschattungsmöglichkeiten einzurichten.

Zukunftsaussichten

Wir kannten unseren Gemeindedirektor Joseph Moehlen gut und fühlen uns daher auch seinem Erbe, nämlich der Erhaltung des historischen Ortskerns verpflichtet. Wir hoffen, dass insbesondere der Bürgermeister und die Verwaltung, sowie auch Ihre Nachfolger, die als untere Denkmalschutzbehörde dieses verantwortungsvolle Erbe angetreten haben oder später einmal antreten werden, sich dessen als würdig erweisen und dieselben Interessen verfolgen. Dazu gehört auch, dass sie keine Projekte von Investoren zulassen, die diesen historischen Ortskern mit seinen denkmalgeschützten und denkmalschutzwürdigen Gebäuden beeinträchtigen oder zerstören könnten. Auch die Sichtachsen zwischen den geschichtsträchtigen Gebäuden (vornehmlich Kurien, Alte Amtmannei und Stiftskirche St. Martinus) müssen erhalten bleiben. Dieselbe Verpflichtung gilt natürlich auch für den Gemeinderat, der ebenfalls maßgeblich für den Erhalt und die Entwicklung des historischen Ortskerns Verantwortung trägt.

Letztendlich sollten allen Nottulner Bürgerinnen und Bürgern - auch den nachfolgenden Generationen - die Worte unseres ehemaligen Gemeindedirektors Joseph Moehlen: "EINE GEMEINDE LEBT VON IHREM HISTORISCHEN BESITZ" Aufgabe und Verpflichtung sein! 

Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Ihre Redakteure vom NB
Karin und Jürgen Gerhard

Aktualisiert am 12.04.2023

Die Alte Amtmannei auf dem Joseph-Moehlen-Platz (Kapitel 1)

Keines der historischen Gebäude in Nottuln ist so mit unserem ehemaligen Gemeindedirektor Joseph Moehlen verbunden, wie die alte Amtmannei, obwohl er in rund 20 Amtsjahren viele geschichtsträchtige Gebäude im historischen Ortskern restaurieren oder wieder neu aufbauen ließ. So auch die Alte Amtmannei, die bereits 1982 fertiggestellt wurde - doch dazu später mehr.

Ein kurzer historischer Rückblick

Die Alte Amtmannei hatte in Nottuln eine hohe Bedeutung und war im 18. Jahrhundert Sinnbild der weltlichen Herrschaft des Damenstiftes. Nicht weit von den Kurien wurde sie am östlichsten Endpunkt des Stiftes errichtet, wo die unterschiedlichen Rechtssphären von Dorf/Kirchspiel und Adelsbereich zusammenstießen. Hier residierte und regierte der Amtmann, dessen Aufgaben sehr vielfältig waren. Zum einen führte er die Rechts- und Geldgeschäfte des Damenstiftes und war darauf bedacht, ihren Nutzen zu vergrößern und Schaden abzuwenden. Zum anderen oblag ihm die gesamte Aufsicht über die stiftshörigen Bauern und ihre Abgabeverpflichtungen, die er rechtzeitig beitrieb. Falls das nicht gelang, hatte er sogar die Macht, die schuldhaften Beträge bei den säumigen Zahlern zu pfänden.

Darüber hinaus hatte der Amtmann die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dass die stiftshörigen Bauernhöfe von ihren Besitzern in Ordnung gehalten wurden. Das schloss auch die Pflege der Anpflanzungen, Hecken und Bäume ein. Selbst um die Neuanpflanzung von jungen Bäumen kümmerte er sich und das zu einer Zeit, in der man die Wörter "Klimawandel" und "Klimaneutral" noch gar nicht kannte.
Und sei es der Aufgaben nicht genug, unterstand dem Amtmann auch noch das Mühlenwesen. In dieser Funktion kümmerte er sich um ihre Instandhaltung und kontrollierte die korrekte Einnahme der bäuerlichen Mahlsteuer (die sogenannte Multer). Fast zwanzig umfangreiche Aufgaben hatte der Stiftsamtmann letztendlich wahrzunehmen, schließlich war er "Verwaltungschef" des Damenstiftes und somit das wichtigste Steuerelement im Rechts- und Wirtschaftsleben von Nottuln. Faktisch vertrat er die weltliche Macht der Äbtissin, unterstützt durch einen polizeiähnlichen Diener, den Kapitels-Vogten.

Die Alte Amtmannei wird vorübergehend zur Kaplanei

Der letzte Stiftsamtmann war übrigens Heinrich Anton Berzen, dem nach längerer Probezeit Äbtissin und Kapitel des Damenstiftes Nottuln am 18. September 1782 die Bestallungsurkunde ausstellte. Nach Aufhebung der geistlichen Körperschaft des Stiftes durch das Dekret von Napoleon im Jahre 1811 wohnten in der Amtmannei noch einige Kaplane der katholischen Kirche, sodass man später sogar von der "Kaplanei" sprach.
Wer mehr über die Alte Amtmannei erfahren möchte, der sollte die Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld, Heft 1/2 1981, S. 125-139, beim Kulturamt des Landrates Coesfeld einsehen oder sich an den Kreisheimatverein Coesfeld e. V. wenden. Unser Nottulner Heimatforscher Hans-Peter Boer hat einige sehr bemerkenswerte Schriften zum historischen Ortskern von Nottuln verfasst.

Erhaltung des historischen Ortskerns

Wie bereits aus der Einleitung erkennbar wird, lag unserem ehemaligen Gemeindedirektor Joseph Moehlen die Erhaltung des historischen Ortskerns besonders am Herzen. So ließ er zum Beispiel die gemeindeeigenen Kurien restaurieren und hinter der Aschebergschen Kurie ein passendes Fachwerkensemble entstehen. Dieses besteht aus drei eineinhalbgeschossigen Fachwerkbauten, die einen ausreichenden Blick auf die hinteren Fassaden der Aschbergsche und der Recksche Kurie zulassen und mit ihnen einen romantischen Hinterhof bilden.

Im Jahre 1981 widmete sich Joseph Moehlen der geschichtsträchtigen Alten Amtmannei, die lange leer stand und dem zeitlichen Verfall preisgegeben war - eine Restauration war nicht mehr möglich. So ließ er sie mit großem Aufwand auf ihren alten Grundmauern wieder neu errichten. Bereits 1982 konnte die Alte Amtmannei ihrer neuen Bestimmung als kulturelles Zentrum allen Bürgern Nottulns übergeben werden. 

Seit 1982 wichtigstes Kultur- und Veranstaltungszentrum im Ortskern von Nottuln

Fortan fanden in dem beispielhaften Kulturzentrum unzählige Veranstaltungen statt. Ob Konzerte, Empfänge, Kunstausstellungen, Preisverleihungen, Vorträge oder Lesungen, es gab und gibt dafür keinen passenderen Ort, als die Alte Amtmannei.
Im Obergeschoss ist ein „Konzertsaal” für rund 120 Personen eingerichtet. Dazu gehört ein Konzertflügel, der seinerzeit vom GD Joseph Moehlen als Liebhaber der klassischen Musik angeschafft wurde. Doch dieser Raum ist ebenfalls multifunktional nutzbar.
Im Untergeschoss befindet sich ein rund 60 qm großes Kaminzimmer für kleine Veranstaltungen mit knisterndem Herdfeuer. Hier kann auch ein kleines Büfett mit Stehtischen für die Veranstaltungspausen aufgebaut werden. Außerdem befindet sich dort eine kleine Küche, eine Garderobe und das Foyer. Wer die Veranstaltungsräume nutzen möchte, kann sich gerne an die Gemeindeverwaltung in Nottuln wenden (Telefon 02502 9420, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Ehrung des ehemaligen Gemeindedirektors Joseph Moehlen

Im Oktober 2015 stellten die heutigen Redakteure des Nottulner Blickpunktes (NB) Karin und Jürgen Gerhard an die Bürgermeisterin Manuela Mahnke und den Gemeinderat den Antrag, einen Platz oder eine Straße nach dem ehemaligen Gemeindedirektor Joseph Moehlen zu benennen. Schließlich hat er in seiner aktiven Dienstzeit von 1972 bis 1993 den Ort wie kein anderer vor oder nach ihm geprägt, was die Erhaltung des historischen Ortskerns, aber auch die Entwicklung Nottulns insgesamt betrifft. Falls sich jemand für die umfangreiche Begründung interessiert, weisen wir auf Seite 43 unseres 304 Seiten starken Bildbandes "Nottuln, ein starkes Stück Heimat" hin, der in der Buchhandlung Esplör erhältlich ist.
Am 21. September 2017 war es dann endlich so weit. Nachdem unserem Antrag stattgegeben wurde, konnte, wie mit der Familie Moehlen besprochen, der Platz, auf dem die Alte Amtmannei steht, feierlich in Joseph-Moehlen-Platz umbenannt werden. Leider verstarb Joseph Moehlen am 4. Januar 2016 im Alter von 78 Jahren und konnte die Würdigung seiner Lebensleistung und die Ehrung seiner Person, nicht mehr miterleben. Seine Angehörigen und wir sind uns jedoch sicher, dass ihm das sehr gefallen hätte. „Seine Bürger“ werden noch sehr weit in die Zukunft hinein von seinem Wirken in Nottuln begleitet werden. Joseph Moehlen wird "sein" Nottuln nun aus einer anderen Perspektive betrachten.

 Wir haben den ursprünglichen Artikel aufgrund seiner Länge nachträglich in Kapitel 1 und 2 geteilt. Fortsetzung, Kapitel 2, ist bereits eingestellt. 

Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

Ihre Redakteure vom NB
Karin und Jürgen Gerhard

Die Kurie von Ketteler auf Harkotten

Die Kurie von Ketteler auf Harkotten, Stiftsplatz 6, wurde ebenfalls nach dem großen Brand in Nottuln im Jahre 1948 errichtet. Sie ist die einzige, die sich auch heute noch im Privatbesitz befindet. Die Kettelersche Kurie wandelte sich vom Damenstift zum Dechantinnenhaus und später zur Rektoratsschule, einem Vorläufer der Realschule. Bis 1977 hatte schließlich die Spar- und Darlehnskasse dort ihren Sitz. Danach siedelten sich in der Kurie Arztpraxen an, die auch heute noch für das Wohl der Bürger sorgen.

Natürlich haben sich dadurch im Laufe der Zeit einige bauliche Veränderungen im Inneren der Kurie, insbesondere durch die Erweiterung der Geschäftsräume der Spar- und Darlehnskasse ergeben. Der zum Teil noch historische Bestand wurde dabei leider aufgegeben.
Von Außen macht die Kurie einen sehr gepflegten Eindruck und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild der Kurien ein - dafür kann man dem privaten Besitzer Dr. med. Gerd Baumeister nur dankbar sein.

Im Hinterland der Kurie, am Ende eines kleinen Gartens, fällt einem ein liebevoll saniertes Kleinod auf, im Volksmund auch „Leb- oder Pfefferkuchenhaus“ genannt. Vermutlich wurde es früher auch als Back- oder Brauhaus genutzt. 

Eine besonders stimmungsvolle Nachtaufnahme der Kettelerschen-, der Reckschen-, und der Aschebergschen Kurie präsentieren wir Ihnen in der anschließenden Bildergalerie. Auch hier zeigt sich noch einmal deutlich, dass so ein eindrucksvoller Anblick nur dann entstehen kann, wenn nachts für einen bestimmten Zeitraum endlich wieder die gemeindeeigenen Kurien angeleuchtet werden. Das ist nunmehr schon einige Jahre nicht mehr der Fall. Somit stellt sich die Frage, wann kommt endlich die neue energiesparende LED-Beleuchtung zum Einsatz? Sehr wichtig wird dabei eine "warme" Lichtfarbe sein, wie auf der Fotografie deutlich wird.

Mit diesem Artikel ist das Kapitel der Kurien im historischen Ortskern erst einmal abgeschlossen. Gegebenenfalls werden wir die Artikel durch weitere Fotografien und Texte ergänzen, beziehungsweise aktualisieren.
In der Serie "Denkmalschutz im historischen Ortskern" wenden wir uns jetzt der "Alten Amtmannei" und dem Gesamtkunstwerk, der "Pfarr- und Stiftskirche St. Martinus" zu.

Mit besten Grüßen

Ihre Redakteure

Karin und Jürgen Gerhard

Die Kurie von der Recke zu Steinfurt

Anna Maria Theresia von der Reck zu Steinfurt († 22. März 1780) war die letzte Äbtissin im Stift Nottuln. Die Recksche Kurie, in der sie lebte und wirkte, wurde ebenfalls nach dem großen Brand in Nottuln, im Jahre 1748 errichtet.  Sie ist die mächtigste und wohl auch beeindruckendste Kurie im Nottulner Ortskern. Gut 22 Meter, direkt am Nonnenbach entlang, erstreckt sich ihre Werksteinmauer aus Baumberger Sandstein. Von oben geschützt wird sie durch ein massives Walmdach, aus dem zwei kräftige Schornsteine herausragen. Diese waren damals schon zweizügig und gehörten zu einem ausgeklügelten Beheizungssystem. Unter dem Dach befinden sich zwei Kornböden, die damals über einen Windenaufzug am Westgiebel versorgt wurden.

Die eindrucksvollste Kurie und ihre Nutzung heute

Die Recksche Kurie, wie sie im Volksmund genannt wird, ist nicht nur die mächtigste, sondern innen auch die schönste und erinnert aufgrund ihrer nur marginalen Veränderungen sehr überzeugend an die Stiftszeit. Im Erdgeschoss glänzt heute noch das mit Stuckdecke und stilvollen Kronleuchtern ausgestattete Äbtissinnen-Zimmer, in dem schon seit Jahren Trauungen von Standesbeamten durchgeführt werden. Auch wir von der Redaktion gaben uns in diesem historischen, wunderbaren Ambiente vor einigen Jahrzehnten das Ja-Wort.

Außerdem steht es für besonders festliche Veranstaltungen und Empfänge zur Verfügung. So wurde auch im Mai 2023 das "Historische Fest" vom Historischen Verein zum Teil in diesen Räumlichkeiten durchgeführt.
Im feierlich eingedeckten Äbtissinnen-Zimmer in der Kurie der Familie von der Reck zu Steinfurt trafen sich die adeligen Damen und Herren zu einem Gläschen Sekt. Von links nach rechts: Johann Anton Josef von Thelen, Obristleutnant der Münsterschen Artillerie von 1750 (Adjutant und Bauleiter von J. C. Schlaun), Äbtissin von der Reck zu Steinfurt, Generalmajor Johann Conrad Schlaun (Architekt und Baumeister) und ein preußischer Offizier mit Ehegattin (Siehe Fotografien).

Deutsch-Französische Freundschaft/Partnerschaft

Auf dem untersten Bild links wird der französische Offizier mit seiner Hunderotte vor der Reckschen Kurie vom preußischen Offizier (Historischer Verein Nottuln) empfangen. Beide zelebrierten anschließend auf eine amüsante Art und Weise die Deutsch-Französische Freundschaft. „Aber es war auch mal anders“, wie der französische Offizier anmerkte: „Wir waren auch mal Feinde, aber wir waren gute Feinde...“

Doch die Deutsch-Französische Partnerschaft/Freundschaft hat in Nottuln schon eine langjährige Tradition. Ihr Grundstein wurde bereits am 16. März 1984 durch Hubert Kellermann, ehrenamtlicher Bürgermeister von Nottuln, und Serge Vinçon, hauptamtlicher Bürgermeister von Saint-Amand-Mont­rond gelegt, die an diesem Tag die Partnerschaftsurkunde unterzeichneten. Seitdem verfestigten viele persönliche Begegnungen und die unterschiedlichsten Projekte diese Partnerschaft, ja, es entstanden sogar viele Freundschaften, die bis heute Bestand haben und gepflegt werden.

Am 16. März 2024 ist ein ganz besonderer Tag, dann jährt sich die Deutsch-Französische Partnerschaft bereits zum 40-zigsten Mal; die Jubiläumsfeier soll in Frankreich stattfinden.
Gerade in Zeiten des russischen Krieges in der Ukraine wird deutlich, wie wichtig solche regionalen Partnerschaften über Landesgrenzen hinweg sind.

Wir hoffen, dass Sie beim Betrachten der Bilder und beim Lesen der Texte ein bisschen Freude hatten. Im nächsten Artikel unserer Serie "Denkmalschutz im historischen Ortskern" befassen wir uns mit der Kurie von Ketteler auf Harkotten.

Mit besten Grüßen

Ihre Redaktion

 

Die Kurie von Droste zu Senden

Nach dem großen Brand in Nottuln wurde die Kurie 1749 von Max Friedrich Freiherr von Senden errichtet. Elisabeth Droste zu Senden († 7.Sept. 1613 in Nottuln) war Äbtissin im Stift Nottuln. In ihrer Bauweise ähnelt sie sehr der Aschebergschen Kurie, es kamen die gleichen Baumaterialien zum Einsatz. Zudem wurde sie ebenfalls mit einem Krüppelwalmdach und mit einem aufwendigen Sandsteinportal ausgestattet. Später erhielten die mit Sandstein eingefassten Fenster weiße Blendläden, die der Außenwirkung der barocken Fassade eine besondere Note verleihen. 

Im Jahre 1818 ging die Kurie in den Besitz der früheren Stifts-Kanonisse Maria Victoria von Twickel und danach in den Besitz der Familie des Arztes Dr. Bracht über. Schließlich erwarb das denkmalgeschützte Bauwerk die Familie Rhode, die in Nottuln eine große Strumpffabrik betrieb und damals in Nottuln wohl der größte Arbeitgeber war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ sie die Kurie im neobarocken Stil umbauen. Aus dieser Zeit stammt auch das wunderbare schmiedeeiserne Eingangsgitter zwischen den Sandsteinpfeilern.

Die Sendensche Kurie heute und in Zukunft

Heute fungiert die Kurie als Amtsverwaltung von Nottuln (Rathaus), in der sich unter anderem die Verwaltungsspitze der Gemeinde und das Bürgerservice-Büro befinden. Seit langer Zeit werden Pläne geschmiedet, ein neues funktionsgerechtes großes Rathaus zu bauen, auch um die Mieten der zusätzlich angemieteten Gebäude einzusparen.

Sollte es jemals dazu kommen, muss auf jeden Fall der Erhalt der Kurien in ihrer Gesamtheit nachhaltig für immer gesichert werden, schließlich sind sie das historisch wertvollste Kapital von Nottuln.
Nach wie vor sind wir jedoch der Auffassung, dass die absolute Sicherheit für den Erhalt und die Pflege der drei Kurien (Aschebergsche, Sendensche und Recksche) nur gewährleistet wird, wenn sie weiterhin im Besitz der öffentlichen Hand verbleiben und von der Gemeindeverwaltung aktiv genutzt werden.

Wir sorgen uns nicht umsonst um die Kurien in Nottuln, schließlich kursierten in Nottuln schon die verrücktesten Ideen. Es wurde doch tatsächlich angedacht, das dreiteilige Fachwerkensemble, das die Kurien so wunderbar ergänzt und zusammen mit ihnen einen romantischen Hinterhof schafft, der zum Beispiel für Weihnachtsmärkte oder Hochzeitsfeiern genutzt wird, abzureißen. Anstatt dessen soll dort ein mehrgeschossiges, modernes Verwaltungsgebäude für die Gemeindeverwaltung entstehen. Das grenzt unseres Erachtens schon fast an Vandalismus, weiter wollen wir das hier nicht kommentieren. 

Anstatt dessen sollte die Gemeinde, wenn es unbedingt und unausweichlich erforderlich ist, für ein weiteres Bürogebäude im Ortsteil oder am Rande Nottulns (zum Beispiel am Kreisverkehr Richtung Darup/Coesfeld) ein einigermaßen zentral gelegenes Grundstück erwerben. Dort könnte auch ein ausreichend großer Parkplatz eingerichtet werden, der auch bei Veranstaltungen im Ortskern genutzt werden könnte. Als „Rathaus“ müssen auch künftig die Kurie der Familie von Droste zu Senden und die Kurie der Familie von der Reck dienen, die publikumsträchtigen Bereiche für die Bürger Nottulns sind hier im Ortskern zu erhalten. Das belebt unter anderem weiterhin den Ortskern, was letztendlich auch den Geschäftsleuten zugutekommt.

Wehret den Anfängen

Bei unseren Urlaubsreisen suchen wir in Deutschland sowie auch in den Ländern unserer europäischen Freunde gerne die anheimelnden, romantischen, historischen Altstädte auf, aber in unserem Heimatort wollen wir anfangen, den historischen Ortskern zu zerstören? Das passt nicht zueinander, wehret den Anfängen!

Im nächsten Artikel unserer Serie "Denkmalschutz im historischen Ortskern" werden wir Ihnen die Kurie der Familie von der Reck zu Steinfurt vorstellen.

Mit besten Grüßen

Ihre Redaktion vom Nottulner Blickpunkt

Die Kurie von Ascheberg zu Venne

Die Kurie von Ascheberg zu Venne wurde, nachdem fast das ganze Dorf 1748 abgebrannt war, im Jahre 1950 an einer „Großen Allee“ im Dorfkern errichtet (siehe auch Denkmalschutz im historischen Ortskern, Teil 3). Ein auffallend schönes Eingangsportal ziert das historische, unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das im Volksmund einfach Aschebergsche Kurie genannt wird. Das betonte Mittelportal enthält unter der Laubkrone das Wappen der Ascheberger. Die lateinische Inschrift unterhalb des Wappens bedeutet: „Mit der gütigen Hilfe Gottes hat Ernst Friedrich von Ascheberg dieses Haus für seine und die zukünftige Nachkommenschaft errichtet.“
Und so kam es dann auch, Ursula Sophia Theodora Maria von Ascheberg zu Venne, geboren 1731 und gestorben 1811 in Nottuln, lebte als Äbtissin in der Aschebergschen Kurie.

Hier wirkte der westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun

Nicht nur seine Wahlheimat Münster, sondern auch die Gemeinde Nottuln verdankt dem Architekten Johann Conrad Schlaun einige seiner schönsten Bauten. Die als „Westfälische Sinfonie“ bezeichnete Bauweise – immer wieder setzte er Materialien wie Sandstein, roten Klinker und weiße, mehrfach unterteilte Fenster ein – findet sich auch in den Kurien von Nottuln wieder. Die Aschebergsche Kurie ist ein besonders gutes Beispiel dafür. Es entsteht ein harmonischer Eindruck, aber auch ein angenehmer Kontrast zwischen den verschiedenen Baumaterialien. Weitere Gebäude in Nottuln, wie zum Beispiel die alte Amtmannei und der Kirchturm von Sankt Martinus mit seiner Zwiebelhaube, sind ebenfalls von Schlaunscher Baukunst geprägt. Der bekannteste Barockbaumeister von Westfalen wurde am 5.6.1695 in Nörde im Fürstbistum Paderborn geboren und verstarb am 21.10.1773 in Münster. Die Bronzefigur vor der Aschebergschen Kurie wurde ihm zu Ehren zu seinem 300. Geburtstag errichtet. 

Das Glockenspiel im Giebel der Aschebergschen Kurie

Viermal am Tag erfreut das Glockenspiel mit seinen Klängen die Bürger und Gäste Nottulns. Die Glocken- und Kunstguss-Manufaktur Petit & Gebrüder Edelbrock stellte es unter dem Namen „Perconta“ her. Der Heimatverein Nottuln hat es der Gemeinde 2004 zum Geschenk gemacht. Einer im Boden unterhalb des Glockenspiels eingelassenen Bronzeplakette kann Näheres entnommen werden. Seitdem sorgen sechzehn kleine Glocken dafür, dass den Zuhörern so manch vergessene Volksmelodie - zum Beispiel „Alle Vögel sind schon da“ - wieder in Erinnerung gerufen wird. Dreißig Melodien stehen bisher zur Verfügung, die Auswahl wird jeweils den Jahreszeiten angepasst. Wann genau und welche Melodien erklingen, kann aus der Liederliste, die hinter dem Schlaunschen Denkmal im unteren Fenster der Kurie ausliegt, entnommen werden.

Die Aschebergsche Kurie heute

Im Obergeschoss der Aschebergschen Kurie ist der auch heute noch genutzte Ratssaal angesiedelt. Allerdings finden mittlerweile einige Ratssitzungen auch im Forum des Rupert-Neudeck-Gymnasiums oder im Bürger- und Kulturzentrum Schulze-Frenkings-Hof in Appelhülsen statt. Im Erdgeschoss befinden sich von der Gemeindeverwaltung genutzte Büros.

Touristische Führungen durch den historischen Ortskern

Wir hoffen, Ihnen mit den Fotografien, ihren Bildlegenden und dem ergänzenden Textteil einen ersten Einblick in die Aschebergsche Kurie gegeben zu haben. Erfreuen Sie sich auch an den Fotografien in der nachfolgenden Bildergalerie.

Weitere Einblicke erhalten Sie bei den sehr beliebten touristischen Führungen durch den historischen Ortskern von Nottuln. Zur Buchung wenden Sie sich bitte an die Gemeinde Nottuln, Telefon 02502- 9420 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

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